Reteid Resflet*25 Open Sources 7.3
Friday, 7. October 2005
Le Nouveau Paradox des Rues! — Wer sein Leben in den Griff bekommen will, muss es wohl wieder über die Gasse freisetzen. Unnahbarkeiten als kanalisierendes Glancemodell für mehr Reflexion in gesellschaftlichen Prismen. — Fertruwen Sie dem Markt. Es kuntrolliert Sie!

© Dieter Telfser 2005. — Le Nouveau Paradox des Rues! — Wer sein Leben in den Griff bekommen will, muss es wohl wieder über die Gasse freisetzen. Unnahbarkeiten als kanalisierendes Glancemodell für mehr Reflexion in gesellschaftlichen Prismen. — Fertruwen Sie dem Markt. Es kuntrolliert Sie!
Mehr als nur Humor gehört dazu, um innen Überschüssiges in lustvoller Form zu verstehen bzw. für sich selbst brauchbar und nützlich zu machen. Ob man dafür erlösende Techniken oder schlicht Einweg-Kommunikation verwendet, bleibt ein zu ertragendes Paradoxon. Mehr davon bietet ein kurzer Blick in jene Gassen die sich selbst in sich verschlungen sehen. Es sind die vielen nützlichen Irrwege, die man heute als »ineffizient« umschulen will und in ihrer wertvollen Abstraktion gar nicht mehr so gelten lässt, wie das mutierende Lichttechnik nun mal erfordern würde.

Das Thema Vertrauen haben wir aber nicht erst seit den Sechziger Jahren an den Markt abgegeben, sondern schon seit geraumer Zeit in taktiler Benutzung. Man trägt Vertrauen heute als Duft, pudert mit Humor und kleidet sich dazu in Mut. Die augenscheinliche Kombination zwingt zu jenem Dialog der missbilligenden Verständigung, dass man sich dazu fast mit Wappen schützen sollte. Ob schwer repräsentative Abgrenzung wirklich jene erwünschte Nähe bringt, bleibt als ebenso hinderliches Rätsel jenen Zellmatrixen übrig, mit denen wir glauben persönliche Ausstrahlung zu verwerten. So wissen wir mehr über das Wissen, als über dessen Aufbereitung des dahinter stehenden Zentrums, auch Platz genannt.

Wissenschaftliche Texte kommen so »smooth«, als wären sie in Pelz gebraten und dann als eigenes Plasma wieder zugeführt. So verkohlt wie die Rat- und Ideenlosigkeit von Platt- statt Knappformen hat Essen noch nie geschmeckt. Man reduziert chemisch genauso wie man glaubt dazu Blumen kredenzen zu müssen, um alles in ein harmonisches und eben unnahbares Bild zu rücken. Ein fast gigantomaner und vollkommener Anspruch als sublimer Wunsch verzerrt die gegenseitige Käuflichkeit dadurch.

Vergleicht man die geistig tragfähigen Systeme der Gegengewichtung von K&M, hat man als Beschauer fast den Eindruck als mündete der Gegendruck in eine polarisierende Weltmechanik. Die Straßen scheinen für alle so breit, als müsste man nur mehr auf ihnen fort- bzw. vorankommen. Aber wer will schon fahren, bzw. noch gehen? Die industrielle Revolution hält uns förmlich jene Elle der technischen Evolution zum Abbiegen vor die Nase. Schade dass heutiges Management, egal welcher Ebene vorwiegend seine persönliche Vision von einer Carte de Visite holt und weniger von der damit verbundenen Anstrengung Bilder zu erzeugen und sei es nur im wiederverwertenden Sinne.
© Dieter Telfser 2005. — Man zeigt wieder Mut. — Le Nouveau Paradox des Rues! — Wer sein Leben in den Griff bekommen will, muss es wohl wieder über die Gasse freisetzen. Unnahbarkeiten als kanalisierendes Glancemodell für mehr Reflexion in gesellschaftlichen Prismen. — Fertruwen Sie dem Markt. Es kuntrolliert Sie!
Die Angst vor der eigenen Obsession bzw. Ungewissheit der gewaltigen Kräfte dahinter, d.h. jener wirkenden Kräfte die den Menschen auch über Jahrhunderte noch ausmachen werden, bleibt jenen Zwängen vorbehalten, die wir uns zumindest zwischenmenschlich nachreichen. Düfte spielen ja seit geraumer Zeit deshalb eine so tragende Rolle, damit die persönliche Riechbarkeit eine Brücke verpasst bekommt, ähnlich wie das Zahnärzte ohne odontoblasten Nachbau und metallurg nachfixieren. Das funktioniert zwar mindestens genauso gut wie jede andere Protese, bleibt aber die größte Krücke in unserer Gesellschaft. Es wird ersetzt, was nicht kompatibel ist, es bleibt unausgewogen, was stören könnte, es wird umgemünzt, was nicht sofortigen Erfolg verspricht.

Wir quälen uns mit selbst auferlegten Erfolgsversprechungen die nie einem wirklichen Ziel, als vielmehr operationaler Kurzsichtigkeit dienten. Dies trotz enormer Anzahl an entspiegelten entlang gleitenden Sichtgläsern. Wenn ich bedenke was an sozialer Verspiegelung tatsächlich noch blank schillert, fällt mir ad hoc ja nur jene mediale Verklinkerung ein, die ähnlich wie in der Tierwelt nachdrücklicher markieren wollte. So treffen sich soziale Verstoße mit gemeinen Ungereimtheiten auf Parketten, die es in diesem Sinne ja eben nur im Funk und Kabel, aber wohl kaum aus wirtschaftlichen Interessen gegeben hat. Man bindet sich des Gegenstücks wegen um jene fehlenden Teile nutzen zu können, die man dafür selbst entwickelt glaubt. Sozialer Status bedeutet heute also nicht Genitaler Status, sondern einen »ES«-Überschrieb davon.

Das von praktischen Überprüfungsmechanismen überlieferte reaktive Hemmungskonzept, schürte also spätestens seit der technischen Evolution, eine Art Neubildung des bekannten Vertrauensmodells. Wir verbinden jene Synapsen dann mit Gefühlen, wenn uns das auch wirklich explizit so versprochen wurde. Alles andere bleibt eine obskure Form von Angst und Ungewissheit, die dorthin mündet, wo sie einzelne »Zielgruppenhechte« gezeichnet haben. Ich glaube denen, weil Sie sich das selbst bezahlt haben.

Die bepflasterte Gasse als Geruchbarkeit für das enge innere Treiben, dient nebst seiner fortbildenden und –brigenden Funktion, aber nur mehr jenen Kommerzialitäten dessen Auslagen wir auf ihre Echtheit bzw. Preis-/Leistung überprüfen. Wurde die richtige Farbe noch für das richtige Gefühl an sozialem Prestige mit Vertrauen bezahlt, wähnt man heute das die Möglichkeit einer kulturellen Ressource als Tugend und Disziplin an sich. So bleiben jene übrig, die diesem äußerst romantischen und freundlichen Bild nachhängen, und meinen Vertrauen in der Natur oder in gesellschaftlichen Modellen, Horden oder Parteien finden zu müssen.
© Dieter Telfser 2005. — Schrauben Sie sich weg! — Le Nouveau Paradox des Rues! — Wer sein Leben in den Griff bekommen will, muss es wohl wieder über die Gasse freisetzen. Unnahbarkeiten als kanalisierendes Glancemodell für mehr Reflexion in gesellschaftlichen Prismen. — Fertruwen Sie dem Markt. Es kuntrolliert Sie!
To know Everybody doesn’t
mean to know Everything.

reprise

(audio/mpeg, 2,133 KB)


.
.
.
© Dieter Telfser 2005

»Wer seinen Horizont erweitert, verkleinert den Himmel.«
Klaus Kinski [18.10.1926 - 23.11.1991]

... Link


Saturday, 1. October 2005
Emerging Techniques! — Das politische Mittelalter im Crystalraster. Neurolinguistik als duftendes Medium für jene Wählerschnitten, die lieber ihren Kuchen davon hätten. — Ganz und gar nichts Neues im Süden!

© Dieter Telfser 2005. Emerging Techniques! — Das politische Mittelalter im Crystalraster. Neurolinguistik als duftendes Medium für jene Wählerschnitten, die lieber ihren Kuchen davon hätten. — Ganz und gar nichts Neues im Süden!
Vergleicht man die Konsistenz einer Esterházytorte mit einer Flockensahne, bleibt tatsächlich entweder Zucker oder eben Butter übrig. Erstaunlich dass sich äquivalentes auch vor den Urnen widerspiegelt. Handmotorik und Farbverzierungen auf den Zetteln geben genügend Anlass darüber nachzudenken, was sich miteinander wohl nicht, oder gar zu schnell verbinden könnte. Was immer wir uns als Allianz auf’s Brot schmieren wollen, es gibt mindestens zig Ersatzprodukte hierfür. Alleine das Brot lässt sich als solches nicht unbedingt zu Zucker machen, auch wenn man over here aus Frittieröl bereits Benzinate zu gewinnen scheint.

Was ist übrig von der Politik die sich noch polarisierend sieht? — Nichts, außer hübsch datierte Lichtstrategen mit etwas Kenntnis von Pappe und Handfuchteltechniken. »Gorgeous« zielen Pupillen hinter matten Masken in das zentral tierische System des Beschauers, suchend nach dem Gegenüber, den Bündnispartnern die sich nicht auf deren Brille reduzieren wollen. Man hat fast das Gefühl Wahlen als Demokratieform sind vollkommen für die Suppe, denn kaum ein Ergebnis dient dem realen und vorwiegend Medienvorkommen. So stimmen Unternehmensergebnisse fast exakt mit Wahlergebnissen zusammen und man legt die dazugehörige Berichterstattung als Unterton dazu, damit es einfach umfassender und gewählter wirkt.

»Is it You?«Reale Themen sind heute aber durchwegs auch faktische Realität, wären sie nicht so viel in der Klatsche. Fast möchte ich eine absurde intellektualisierte Abgehobenheit unterstellen, wüsste ich nicht dass neuroorienterte Codes wieder aus dem Mittelalter in die heutige Zeit kolportiert werden. Ja, es geht um die einfachen Zwirbelsynapsen und fastening »Real-Time Vernetzbarkeiten«, stoisch und ruhig wiedergegeben, oder für das Gegenüber aktivierend und letztendlich streubar. Noch nie waren die Techniken des Basings und Leadings so banal verstrickt, wie in den heutigen Gesichtskoordinaten. Ich glaube es wird noch einige Zeit dauern bis wir uns alle gegenseitig im Sattel haben, und uns dorthin bringen wo wir uns geträumt bzw. gezeichnet haben, oder uns das fehlende und formende Teil nachhaltig versprechen.

Die dringend benötigten erneuerenden Zellkräfte sind noch in der Maske, während andere bereits als Vorläufer auf der Bühne stehen müssen, sich fragend ob Sie jetzt verheizt werden, oder einfach nur die Wärme der Scheinwerfer genießen sollen. Ich tue mich schwer konkrete Beispiele und Namen zu nennen; — bevorzuge einen seelischen Textduft, um das zu beschreiben, was man auch psychologisch um die Kante schwingen könnte. Natürlich bleiben fixierte Wiederholungen immer farbliche Suggestivität, wäre da nicht auch der begleitende visuelle Taktsinn, der in der Farbe nachjustiert werden muss. Stellt man sich die Europäischen Parties »mainstream«-adaptiert vor, trügen viele in Zukunft wohl nur noch Westen von »Herrn Kanel«. Alles würde nur noch Rouge schmecken und wir würden uns erfreuen an der Sätte der verkopften Blutkonsistenz.

Buchhalterisch lässt sich ein Unternehmen neuerdings besser als Sportverein führen, weil man sich dann mit den Gewerkschaften leichter tut. Es ist die Form, die Art der Koketterie mit einem sozial orientierten Duft von »Miteinander Freundlichkeit.« Es wärmt das Herz, wenn die Muskeln zu schwach im visuellen Antrieb sind und dazu aber wirklich funktionieren müssen. So koppelt sich eine europäische Paranoia mit »Katastoffen«, die es noch nicht gesehen hatte und einer Bitte die Welt endlich so zu zerstören, dass man sich RatzFatz neu aufbauen könnte. Ginge dieser Vorgang des Cancellings schneller und tatsächlich mit einem Bildgeruch, so bräuchten wir wohl nur noch die Forschung und zugänglicher Open Genealogy, um das Gemisch für schwächer bestückte Führungselemente in Konzepte zu kriegen.

Die Welt als Zwang braucht aber ihre Formen und mir scheint fast so als würden die Junx am Schalter gerade ihre verstorbenen Eltern fragen: »War das gutes Management, Opa?«. Der sich wiederholende und generationale Kulturwert bleibt aber nach wie vor die manipulative Technik Druck auszuüben, um zu einem Gegendruck einzuladen. Ist es nicht wacker den klimatischen Beweis und Grußform, hierfür nachberichtet zu bekommen, und immer noch nicht zu spüren was das persönlich bedeutet? Der Mensch muss wohl bei sich anfangen zu kritisieren, bevor er dann über die Natur am anderen Ende seiner Vorstellungskraft ankommt. Schade dass wir dazu das Träumen in den Kinos verlernt haben, bzw. eine visuelle Denkkraft gar nicht mehr formulieren können.

Natürlich verallgemeinere ich. — Weiß als saubere Basis für das Schwarz der zu replizierenden Modedreißiger, gekoppelt mit mediävaler Brachialgewalt, verglichen mit Religionen als Entspannungstechniken müssen ja in Bauernyoga münden. Immerhin ist eine klassiche Drainage im herkömmlichen Sinne bloß eine Faserregulierung und eben dualistisch empfindbar. Der Körper in seiner Komplexität muss aber deshalb metrisch gehalten werden, damit wir die gegenseitige Manipulation besser sehen um uns darüber unterhalten zu können. Scharfzeichnende Features genügen der europäischen Geburtenrate nicht, weil dazu Krankheiten verwendet werden. Man setzt ein gesund mahnendes, ja geradezu positivierendes Konzept einer Nervosität entgegen, die nur mit Drittanbieterprodukten zu beheben ist. Vögel hin oder her. — Ich frage mich wie der Körper von sich lernen sollte, wenn er dazu ständig gestaltet, oder in ein Formenkonzept gebracht wird. Oft beobachte ich ein Unverständnis darüber, dass sich der Mensch über seine Umwelt identitätsstiftend abzugrenzen versucht.

Politische Abgrenzung bedeutet heute aber nur Unflexibilität am Schirm für jene Pässe die damit niemals durchkommen. Man hält Weltreisende auf, stoppt sie, choreografiert sie für das eigene System und szenografiert den weltweiten Wissensdurst dazu. Viel lieber orientieren sich aus Gripsbüchern gelernte »Zauberforen« an adaptiver Farbensensorik. Die neuen politischen Farben sind aber ein Wurf an Prismen, die in sich nicht reflektieren. Es bleiben gebundene, blickdichte dickflüssige Farbkübel in Bioqualität für die eigene Nachvollziehbarkeit.

Ehrlich gesagt freue ich mich auf das Mittelalter.
Das Grau der Zellen lässt sich wesentlich besser kleiden.
Ob weitere Luft darauf folgen wird, bleibt wohl der Medizin überlassen.
.
.
.
© Dieter Telfser 2005

Sie müssen diesen Text nicht mögen, um Ihre Schlüsse daraus zu ziehen.

... Link


Saturday, 24. September 2005
Oliviero Toscani im Gespräch über sein fulminantes öffentliches Comeback. — Ein Interview mit der photographischen »Eminenz« zum Thema Kreativität, Vernetzwerkung und der einfach größeren Portion Mut.

© Oliviero Toscani photographed by Orazio Trullio. — Oliviero Toscani, son of a photo-journalist of the Corriere Della Sera, from Milan, Italy, studied photography and design at the Hochschule für Gestaltung in Zurich from 1961 through 1965. — He internationally renowned as the creative force behind some of the world’s most successful magazines and brands, including corporate images and advertising campaigns through the years, for Esprit, Valentino, Chanel, Fiorucci, Prenatal, and many more. His work, as fashion photographer, has appeared in the pages of magazines as: Elle, Vogue, GQ, Harper’s Bazaar, Esquire, Stern etc. — From 1982 to 2000, he build United Colors of Benetton into one of the world’s most recognized brand, giving the company its corporate image, identity and communication strategy, and developing it’s presence; he also create Playlife, Benetton’s sportwear line. In 1990 he conceived, created and directed Colors, the world‘s first global magazine, making of it a cult magazine, shich did set a trend for all new editorial and communications project all over the world; in 1993, he invented founded, and directed Fabbrica, the international center for sesearch in the arts of modern communication, Toscani commissioned to the japanese architect Tadao Ando to design it; Fabbrica produced editorial projects, books, televion programs and exhibitions for the United Nations, UNHCR, La Reppublica, ARTE, MTV, RAI and movies which have won 3 jury prices at Cannes and Venice film festivals. — Toscani’s work has been exhibited at the Biennale of Venice, San Paolo, Triennale of Milan, Lausanne, Mexico City, Helsinky, Rome and a couple of dozen other museums around the world. He has won numerous awards, including 4 Lions d’Or at Cannes Festival, the Unesco Grand Prix, twice the Grand Prix d’affichage and several Art Directors Club such as New York, Tokyo, Berlin, Milan etc. He has taught visual communications at two universities, and has written three books on communication. Currently, he is the creative consultant at Talk Miramax in New York and at television projects. After more than three decades of innovation in editorial, advertising, film and television, now he is focusing his creative and communication experience on the new medias. — He lives in Tuscany, producing olive oil and breeding horses.

DT: © Dieter Telfser 2005 Tee oder Kaffee?

© Dieter Telfser 2005 OT: Grüntee nach Sizilianischer Tradition.

DT: © Dieter Telfser 2005 Das Informationsloch nach Deinem Ausstand bei Benetton im 2000 ist noch nirgends wirklich von Deiner Seite beleuchtet. Wie würdest Du die Sache nacherzählen, oder ist so was zu privat? — Was waren die inhaltlichen Differenzen?

© Dieter Telfser 2005 OT: Immer noch die? — Zu viel Zeit ist vergangen dazwischen! An und für sich wollte ich Benetton schon lange vor 2000 verlassen, aber das ging nicht so einfach. Benetton interessierte sich vorwiegend für deren Umsatz, Geld und Budgets. Die haben viel durch mich gewonnen, ja, sie sind reich geworden. Sie hatten kein großes Interesse an sozialen und humanistisch ausgerichteten Themen. Daher war ich erleichtert die zwar fruchtbare, aber auch zu großen Stücken auf meinen Kosten lastende Zusammenarbeit zu beenden. Das mittlere Management hatte hierbei sein übriges dazu getan.

DT: © Dieter Telfser 2005 Große Namen zieren Deine öffentliche Meinung. — Was sagt der Mensch zum Wissenschafter in Dir, wenn Du auf der Bühne vom Licht geblendet wirst?

© Dieter Telfser 2005 OT: Kreativität ist ein in der konkreten Realität auszuhaltender Zustand von Unsicherheit. Ja, Kreativität bedingt die maximale Form an Unsicherheit mit einem Maximum an möglicher Kreativität in Ausklang zu bringen. Das ist unerhört kräfteraubend und bedeutet den Mut hierfür aufbringen zu wollen, zeitweise aber auch zu müssen. Um einen zukünftigen und visionären Gedanken andeuten zu können, nehme ich manchmal bewusst Beispiele aus der Vergangenheit, ja wenn nicht gar archetypischer Kontexte, um die Vorstellungskraft des Beschauers zu trainieren. Das ist sehr schwierig bei einem stetig unsensibler werdenen Publikum ohne Vorstellungskraft und ohne dazugehöriger Feinstofflichkeit.

DT: © Dieter Telfser 2005 Wie lässt sich, Deiner Meinung nach, persönliche Motivation bei einem so überparfümierten Zeitgeist überhaupt noch finden?

© Dieter Telfser 2005 OT: Wenn Du in den Himmel schaust ziehen möglicherweise einige Wolken vorbei. Glaub mir, keine Wolke davon ist gleich wie die andere und so ähnlich sehe ich dieses Fakt auch in kreativen und persönlichen Gestalten. Nur die individuelle Einzigartigkeit garantiert uns auch die Wertschöpfung für die Zukunft. Die wirklich großen visuellen Beiträge sind in Realität doch erst zu machen. Alle Kopien der Kopien dienen in Wirklichkeit doch nur als Selbstbestätigung.

DT: © Dieter Telfser 2005 Oliviero Toscani Studio sehe ich persönlich als eine Qualitätsoffensive für all jene Gestalter, die ihren Job einfach ernst nehmen. Wo siehst Du den Unterschied zu anderen großen Schmieden?

© Dieter Telfser 2005 OT: Unser Engagement ist klar im sozial politischen Bereich definiert. Den Unterschied stellen wir selbst als Team dar. Es interessiert mich relativ was andere große Schmieden machen, wenn ich meine Möglichkeit des Ausdrucks und der persönlichen Vision im visuellen Einsatz selbst verwirklichen kann. Meine persönliche Haltung und meine Art und Wiese die Dinge zu sehen, ist mein Beitrag. Nicht mehr und nicht weniger.

DT: © Dieter Telfser 2005 Was machen Werber trotz gelben Designallüren immer noch nicht? — Ich meine warum reden die wie Götter, wenn Sie doch eigentlich nur ihre Potenz am Markt wissen wollen? — Welches Tuch sollte man da reichen?
© Dieter Telfser 2005 OT: Die Frage scheint kompliziert. All Jene die zu kompliziert reden, haben meistens nicht so viel zu sagen, wie sie selbst glauben. Meistens haben die anderen, die ihre Ideen klar und deutlich für sich gefasst haben, im Gegensatz dazu, wirklich was zu sagen.

DT: © Dieter Telfser 2005 Manchmal habe ich das Gefühl Humor als wertvoller Botenstoff vergilbt auf den Straßen. Wie siehst Du persönlich diese essentiell humane Kante der Vermittlung von Überschüssigem?

© Dieter Telfser 2005 OT: Das klingt nach einer typischen Werberfrage. Ich sehe mich nicht im geringsten als Werber. Ich halte Werber für mental unterentwickelt, ja um es noch zu präzisieren, für kulturelle und geistige Nachzügler. — Allerdings je mehr sie von alle dem sind, desto mehr werden sie vom Publikum, d.h. der Masse gehört.

DT: © Dieter Telfser 2005 Das Undankbare am Gestalten ist doch immer das Gefühl Erfolg aufgedrückt zu bekommen. Natürlich kann man den Markt nicht ignorieren, aber wie würdest Du die Zusammenarbeit von Unternehmen und »visuellen Ingenieuren« wirklich nachhaltig verbessern wollen?

© Dieter Telfser 2005 OT: Also, wann immer ein Unternehmen die Notwendigkeit sieht Kommunikation zu machen, sollte es sich gut und ausführlich damit auseinandersetzen, wie es was und wann zu sagen hat. Ein Unternehmen sollte sich, wie ein Häuslbauer, seinen für sich richtigen Architekten suchen. Allerdings sollten Unternehmen schon langsam anfangen ihre Ingenieure nach kulturellen und geistigen Aspekten auszuwählen. Eine Werbeagentur, welcher Größe auch immer, hat vorwiegend Interesse am zu verwaltenden Budget. Alle Rührseligkeit um ihr soziales und kulturelles Engagement können die sich abschminken. Mehr Mut, wäre ein Lösungsansatz um den Charakter von visuellen Erscheinungsbildern wirklich etwas themengerechter zu fahren.

DT: © Dieter Telfser 2005 Cosa ne pensi?

© Dieter Telfser 2005 OT: Ich denke nicht darüber nach, sondern bin beim nächsten Thema.

Vielen Dank für das Gespräch.
.
.
.
© Dieter Telfser für Oliviero Toscani

Dieses Interview wurde telefonisch am 22.09.2005 mit Oliviero Toscani geführt.
Beitrag verfügbar in Italienischer Sprache. Versione Italiana.

... Link


Thursday, 22. September 2005
Raritäten als Werbecode! — Was man nicht auszeichnen kann, muss man wohl in die Welt schreien. Schillerndes Gehör durch tastbare Photographie an noch unoffenen Gegenden des Geschmacks. Weniger schockierende Kollektionsergebnisse eines Modeverbundes auf Plakatwänden. — May the Shock be with You!

© Oliviero Toscani 2005 © Flash & Partners SPA 2005 © Ra-Re.it — Was man nicht auszeichnen kann, muss man wohl in die Welt schreien. Schillerndes Gehör durch tastbare Photografie an noch unoffenen Gegenden des Geschmacks. Weniger schockierende Kollektionsergebnisse eines Modeverbundes auf Plakatwänden. — May the Shock be with You!

Se non puoi dirlo, devi urlarlo! — Das Phänomen lässt sich leicht umschreiben: Archetyp/Bruttosozialprodukt*Etat^PR. Der Rest bleibt jenen Jounalisten der Welt vorbehalten, die dem Quäntchen Bildwut nachrennen, dazu psychosoziale Konzepte zitieren, und gar gesellschaftliche Errungenschaften nachreichen. Oliviero Toscani kämpft seit den Anfängen der Pressefotografie mit spitzfindigen Berichterstattungen, die sich konsumtauglich unter die Haut münzen sollen.

Als Sohn eines »Fotoreporters« des Corriere Della Sera zog es ihn über seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Zürich erneut nach Treviso, wo er von 1982 bis 2000 die Geschicke des Benetton Konzerns mehr als nur bebilderte und mit seiner Schule für Genies auch im Vernetzwerken von Ideen gut zu Rande kam. Nach seinem Bruch mit dem grünen Pullyhouse lagen seine bekannten Reize auch weiterhin hinter den Olivenhügeln der Toscana, – Pferde züchtend. Er quält sich mit Aussage und Kraft, Natur- und Mediengewalt. Es ist die gute Luft, das gute Essen und die humanistisch vernachlässigte Haltung eines Kommunisten die ihn manchmal wieder zur Feder greifen lässt. Seine Linse zur Welt gebärt jene Produkte von denen wir zumindest als Impuls, zwingend lernen müssen. Wenn nicht, bleibt nur der Kauf des umworbenen Synonyms. In diesem Falle handelt es sich um ein rares Label mit erneut äußerst straßentauglicher Kultur, als visuelles wie politisches Statement und sozialem Entspiegelungsbilld für den|die|das Träger|in|chen.

RA-RE fragt, ob es sich gefällt. — Die Meinung stellt mit der typografisch verklinkten Darbietung einen Bruch zwischen Revolution und Evolution der Straße dar. Wären da nicht Bilder eines »Vecchio nella Fotografia«, die mehr kleiden als die Stücke selbst. Er greift genauer hin als sonst diesmal, bedenkt man die zurückgenommene Elastizität unserer Gesellschaft, das Thema Open Sex betreffend. »Cosa ne pensi?« — fragt ein Mann den anderen Mann, ihn an seinem Geweih haltend; wohl wissend, dass mehr als nur die Hose sitzt. Anlass genug, eine umfassende Recallerie in Gang zu setzen, die eine offene Haltung zur Mode auch mit offenen Kanälen zu asoziieren weiß.

Der Streich zur Marktsensibilisierung dient wie üblich synergetisch, so als wäre die Natur schon immer mit der Natur an sich verbunden gewesen und der Mensch nur zur bigotten Schöpfung dazugestellt worden. Die Fragen des Photographen waren immer schon weltinteressierte gewesen, war doch die Straßenhaftung der Garant für die Kaufbarkeit der bebilderten Gedanken eines intellektuell federführenden Meisters der Kontrastwerte. Übrig bleibt nur jene konsumtaugliche Mannschaft, die dem Vertrieb der Kollektion mehr als nur ihr Herz verleiht. Hier ein Ausschnitt der Prêt à Homme:
© Oliviero Toscani 2005 © Flash & Partners SPA 2005 © Ra-Re.it — Was man nicht auszeichnen kann, muss man wohl in die Welt schreien. Schillerndes Gehör durch tastbare Photografie an noch unoffenen Gegenden des Geschmacks. Weniger schockierende Kollektionsergebnisse eines Modeverbundes auf Plakatwänden. — May the Shock be with You!
Offensichtlich verkehrt der »spaßhabende« Herr lieber mit dem dazu passenden Gleichstück, als mit seiner Kleidung. Die Ra-Re-Dame hingegen, bleibt offensichtlich nur das Original zum Mann, der dazu mit seiner Kultur wedelt. Sie ist eben »Rar« im wahrsten Sinne des Wortes, denn als eine in der Branche ausbebilderte Spezies fühlt sich die Prêt à Femme des Hauses wohl eher alleine in ihrem Spiegelbild:
© Oliviero Toscani 2005 © Flash & Partners SPA 2005 © Ra-Re.it — Was man nicht auszeichnen kann, muss man wohl in die Welt schreien. Schillerndes Gehör durch tastbare Photografie an noch unoffenen Gegenden des Geschmacks. Weniger schockierende Kollektionsergebnisse eines Modeverbundes auf Plakatwänden. — May the Shock be with You!
Zwingende Neurosen dienen nebst kühler Prêt à Kid der mehr als sozialen Auseinandersetzung mit dem Stück Kleidung dazwischen. Ob »Passion as Fashion« tatsächlich jenen Zauberwert erreichen wird, den wir zum Kunden Warmhalten brauchen, bleibt wohl dem Spannungsverhältnis von Sex und Sieben vorbehalten.

Ricontrocorrentemente, Lui.
May the Shock be with Him!
.
.
.
© Dieter Telfser 2005

»Poor is the man, whose pleasures depend, on the permission of another!«
© Madonna Louise Veronica Ciccone Ritchie 1990.

... Link


© Dieter Telfser 2024 — Telfser.com > Reteid Resflet*24 Open Sources — Ein Netzwerk für mehr Bewegkraft in der Gestaltung! — Mehr Kante, weniger Business für mehr Zufriedenheit miteinander und füreinander!
Online for 7967 days
Last update: 11/29/25, 5:22 PM
status
Youre not logged in ... Login
menu
search
calendar
December 2025
SunMonTueWedThuFriSat
123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28293031
November
recent updates
All my true wishes for
a Brave New Year, within this Orbit here. Yesterday...
by dieter (11/29/25, 5:22 PM)
Apple Vision Pro —
The era of spatial computing is there! Blending digital content seamlessly...
by dieter (8/4/24, 9:46 AM)
Der Moment des Wahrnehmes ist,
so betrachtet, das Aufblitzen des transnormativ »Guten.« – Es...
by dieter (8/4/24, 9:33 AM)
Welcome to Canva, Affinity!
— Canva acquires design platform Affinity to bring professional design tools...
by dieter (3/30/24, 8:49 AM)
Procreate Dreams —
James Cuda unveils its revolutionary new animation tools at »We Are Playgrounds«...
by dieter (9/17/23, 7:25 AM)
Preblocking Areas! — Weniger sichtbare
Realitäten in der Organisation von dezentralisierten Strukturen. Über die fast...
by dieter (7/8/23, 9:26 AM)
Adobe Firefly — How to
Generate Creative Generative AI Models at the speed of your...
by dieter (3/27/23, 9:54 AM)
OMG – Österreichische Medien Gruppe
EG. Offene Objekt Orientierte Managementkultur, so lange die Farben noch...
by dieter (2/24/23, 9:02 AM)
Neville Brody — The end
of structure! — Challenging design paths — Beyond the obvious....
by dieter (4/18/22, 8:32 AM)
iGOR on ЖAP — Fabelhafte
Aussichten auf Glut! — Warum es wenig Sinn macht, die...
by dieter (3/6/22, 7:44 AM)

RSS Feed

Made with Antville