Reteid Resflet*25 Open Sources 7.3 |
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Tuesday, 28. March 2006
Profanitäten als Vorgartendünger! — Das Gegenstück zu Laissez Mentir der daherschwätzenden Klassen. Inspiriert von Harry Gordon Frankfurt’s »On Bullshit«, getragen von Rezensionisten, in den wissenschaftlichen Stand enthoben und wieder ausgeschieden. — Über den Britischen Kreislauf von Eremitäten, wenn sie aus dem Volk mitfluchen. — Freeforms as Necessity, as everyone has to know it?
dieter
07:49h
Die Disziplin lautet also »Laissez Mentir« und dient der Verwertbarkeit der Lügen als philosophisches Modell. So dürfen Schnellschüsse ruhig heiß gekocht werden, wenn sie dazu ein Bewusstsein mitbringen, welches tatsächlich volkstauglich ist. Die ganz konkrete Wahr- und Weisheit, nämlich die des manipulativen Aspekts des Lüge selbst, sieht Herr Frankfurt gelassen, zumal er gar nicht mehr darauf eingeht, ertrinkend im Meer der sich selbst »bebullshittenden« Gesellschaft. Er merkt es an, sitzt ruhig und gelassen da und gibt Interviews darüber, ständig stichelnd, dass Denken möglicherweise hilft, aber die Realität selbst wohl wenig dazu beimengt. Die, wie von einem Texteditor ausgedruckt wirkende, aber in Leinen gebundene Deutsche Fassung hebt den Kult-Charakter über den Ozean und hat lebensverändernden Anspruch an ein Phänomen, das seine neue Ernsthaftigkeit promoten soll. Nicht nur das Schriftstück selbst, sondern auch sein Hintergrund verleiten zu einem Britischen Vorgartenmodell, bedenkt man seine früheren Werke, die über die Cambridge Unversität [»The Importance of What We Care about« 1988 und »Necessity, Volition, and Love« 1999] ins öffentliche Licht fanden. Seine Zeit an der Oxford [1971-72] und Yale Unversität [1978-87] haben sicher maßgeblich dazu beigetragen seine Autorität und den typischen Vergleich des UK-Klassenmodells genauer unter die Lupe zu nehmen. So wirkt es für mich als Leser auch, wie einer Vaterfigur beim Tee zuzuhören. Was mir an dem Stück gefällt, ist sein Düngeeffekt [auf den ich noch sehr gespannt warte] und Harry Gordon Frankfurt’s Voraussicht, zumal das erste Script ja bereits 1986 erschien. Die unglaublich breite Massenakzeptanz und fast Verbrüderung mit den Inhalten klingt heute so, als hätte man nur darauf gewartet endlich einen wissenschaftlichen Nährboden hierfür nutzen zu können: die Princeton Universität, vielmehr, das 1746 gegründete »College of New Jersey«, stellt heute mit einem Kapitalstock von über zehn Milliarden US-Dollar die fünft-älteste Universität in den USA. Trotz einer relativ liberalen Zulassungspolitik, welche auch Kindern aus unteren Einkommensschichten ein Studium an der renommierten Universität ermöglicht, wird ein großer Teil der Studentenschaft von Kindern aus wohlhabenden Familien dort gebildet. — Wenn man so will, vermittelt »On Bullshit« zwischen den Klassen. Neben den vielen sich bereits manifestierenden Interpretationen des Begriffs »Bullshit«, wie beispielsweise Bullshit-Generatoren [das sind scherzhaft gemeinte Listen aus Phrasen und Fachwörtern der unterschiedlichsten Disziplinen, aus denen der Leser mithilfe von Schablonen oder Computerprogrammen zufällige und sinnlose Sätze erzeugen kann. Damit soll die leere Rhetorik auch ernstgemeinter Texte aus dem jeweiligen Fachgebiet persifliert werden], oder Bullshit-Bingo [ein an Bingo angelehntes Spiel für gelangweilte Meeting- und Konferenzteilnehmer. Die Spieler erhalten eine Tabelle aus fünf mal fünf aktuellen Buzzwords. Fällt eins dieser Worte im Meeting, wird der Begriff angekreuzt. Wer als erstes eine Fünferreihe gefüllt hat, erhebt sich und ruft laut »Bingo!« oder wahlweise »Bullshit!« in den Raum ], oder den Bullshit-Deflector [Hörschutz zum selber Basteln als Schablone zum Ausschneiden mit Anleitung] — bleibt mir nur mein visueller Zugang, den ich wie folgt zupixeln würde: Heute hingegen gibt es ganze Anleitungen zum Thema »How to Bullshit«. Es wird eine Disziplin und die wichtigsten 4 Hauptschritte, zitiert von WikiHow lauten: 1 2 4 Auch wenn dieses Englisch im Grunde nicht ins Deutsche gebracht werden kann, bleibt mir zu »On Bullshit« nur das Schmunzeln, wie wahrscheinlich vielen, die den vulgären Slang der Gassensprache auf dem Highway wissen. Die Freiheit über Form und Wissen, aus persönlichen Erfahrungen Produkte zu erstellen, hat tatsächlich alte Schule, obgleich ich mich schwer tue mit Harry Gordon Frankfurt mitzufluchen. Ich denke, das Experiment ist es allemal wert, restriktive wissenschaftliche Dogmen als Lügen in seiner zeitgemäßen sozialen Bauart nachzurüsten. Alleine die individuelle Auseinandersetzung und das vertiefende Überdenken, sofern der Bildungshintergrund leistbar und zugänglich gemacht wird, werden Aufschluss darüber geben, mit wie viel Mist auch weiterhin gedüngt werden muss. Zwanghaft ist der Vorgang der öffentlichen Verbildung aber nur deshalb, weil europäische Bildung »Bullshitting« zu unterliegen scheint. Insofern ist es leicht, von der Princeton Universität aus auf eine weltweite geistige Verarmung und Verdummung zurück zuschließen, zumal der wissenschaftliche Aufschrei ja wieder in seiner philosophischen Grunddisziplin mündet. Dieses Experiment hält seinen Vorsprung für angebracht. ... Link Tuesday, 21. March 2006
dieter
05:57h
Haldol ist ein Butyrophenonderivat, und zugelassenes sehr potentes Antipsychotikum. Die Wirkungsweise zielt auf die Blockade von Dopamin-Rezeptoren, während die Blockade der Rezeptoren, die vor allem Nebenwirkungen erzeugen, wie muscarinische und adrenerge, weniger ausgeprägt ist. Die Primärwirkung ist dämpfend und sedierend, kann also bei Erregungszuständen gewünscht sein. Erst bei längerfristiger Anwendung tritt die eigentliche »Heilwirkung« ein: Haloperidol wirkt stark antipsychotisch. €pa in der sich ignorierendsten Psychose? ... Link Tuesday, 14. March 2006
Xee Zyklika! — Irrelevanzen der Neuzeit als sinnliche Träume. Über das Chaos und seine Bebilderung. Komplexität als Distanzgerüst und magisches Wertschöpfungsmodell im »Neumenschlichen«. Innovationsfieber gegen seine Replikate im Kreise und wieder zurück. — Science Friction Kissing Everymind!
dieter
06:55h
Es ist keine Frage von Fachkompetenz, wie viel Routine die eigene Ordnung zu Gewohnheit führt, als vielmehr eine lebenserhaltende Lust am Prinzip selbst. Vielfach atmet in heutigen Anordnungen, ja vielmehr Prototypen, eine Art Unverrückbarkeit, die mit erhobener Schere die Richtung vorgibt. Das aktive Wohnen im eigenen Dasein verstärkt verschiedene Formen von menschlichen Empfindungen und formt neue Charakter im gut behüteten Drinnen. — »Wo leben Sie?« ist deshalb eine berechtigte Frage, weil sich deren Bemessung kaum erneuerbaren Zyklen stellt. Nein, vielmehr geht es um das Maß an Kontrolle in seinen vielfältigen Zwängen an gut verständlichen Symbolen. Wenn das uns verbindende kulturelle und visuelle Erbe in kanonisierten Texten aufbewahrt wird, könnte es erst recht in seiner jeweiligen Auslegung einen breiten Spielraum von Variationen zeigen. Offensichtlich fehlt seit geraumer Zeit ein großes Stück an Muse, an Bildern, an Liebe zum Detail, zumal »Tun« und »Ritus« nur mehr abrufbare Gedächtnisstücke aus überbrachten Gefühlen darstellen. Das Thema Kunst verrichtet seine Dinge ja in mindest gleich gezählten Kapseln wie seine dazu präzise studierten Zielgruppen. Das »kulturelle Gedächntis« macht müde, weil es viele Stücke an anscheinend unüberwindbarer Geschichte träge macht. Für mich ist es ein Fakt für den human degenerierenden Zyklus, der seine Impulse mit einem Spagat in die Sience Ficition Welt zu überbrücken versucht. Wenn Erinnerungen, die ja eine direkte Verbindung zum menschlichen Zellgewebe haben, reduziert auf ihre Archetypen, einfach nur ständig neu bekleidet werden, bleibt die Interpretation in seiner Ab- oder Anlehnung sich selbst wundernd übrig. Es scheint, als gäbe es wenig direkten seelischen Bezug zu den uns umgebenden visuellen Ergüssen, zumal sie auf der Summe der Wiederholungen selbst basieren. Haben wir da was an der Geschichte verdreht? — Haben Faschismus und autistische Kriegsmodelle das kindliche in uns so zurecht gestutzt, dass wir es nicht mehr wagen, die Flächen an Phasen in all ihren Facetten wirklich anders zu formen? — »Neu« als Schlagwort für seine »mutige« Markteinführung? Die Überlastung an Innovationen ergibt für den heutigen Beschauer wohl nur mehr jenen Kontinuitäts- und Kompensationsbedarf, der eine strukturelle Welt von mündigen Konsumenten bedient. Es gibt zwar die eigensinnigen Gesetze der Wirtschaft, die demokratisch gewählte politische Modelle abstrahieren, jedoch bleibt die Moderne ein sich daraus zitierendes Tröstungsbedürfnis. Es fehlt nicht an Luft, sondern wohl an Puste, die daraus entstehenden »Vereehrungsdeponien« in ein neuzeitliches Gedächtnis zu verwerten. Das führt wohl zwangsläufig in den Versuch einer betagten zeitlichen Ordnung, ständig jenes Fieber entgegenzusetzen, welches wir als die Spannung an der Wiederholung selbst empfinden. Das revolutionäre an solchen »Pathen« liegt den »Innovatoren« meist selbst fern, zumal Zukunftsprojekte das aus dem Weg räumen von »Stein um Stein« verstehen. Man empfindet eine Enttoxifizierung von geschichtlichen Giften als einen körperlichen Schlüssel für neue geistige und erkräftigende Metaebenen, in denen solche Zitate keinen Platz mehr finden. Die Erlösungsmodelle sind viele und reichen von Lebenshaltung bis –führung jenen die Hand, denen ihr eigenes Stück an Persönlichkeit dafür fehlen könnte. So als wären sie eben »Alleine« in jenem unüberwindbaren »Ego«, welches sich als solches nur öffnen müsste. Heutiger »Ichismus« basiert auf überstrapazierter »Wirpflege« — als Azyklus seinen Zyklus überwindend. Das Uniforme am Unikat garantiert seine Selbstwahrnehmung. Alles andere wäre wohl der Verlust seines eigenen Gesichts in einer Öffentlichkeit die »Totalität« mit der dazugehörenden »Moral« selbst in den Schatten stellt. Der Versuch einer Entindividualisierung erlebt seinen Aufschwung in einem neuen Ganzen, wo sich das Individuelle, überdrüssig seiner selbst, der politischen Wehrlosigkeit ergibt. Somit kann erneut alles mit allem solange verglichen werden, bis sich existentielle Theorien erneut als Phänomene über das Chaos seiner Abgründe hinwegsetzen. Die Zutaten schlagen die Brücke zwischen Mut und Optimismus und garantieren ihre gesetzte Symbolwelt. So zeigt die Natur recht präzise, mit wie viel weniger an Zutaten »Pures«, viel weniger an Anstrengung bedarf. Ich halte es für einen bemerkenswerten Irrtum, zu glauben, die dargebotene Vielfalt würde auch wirklich diversifizieren, nur weil die unterscheidende Wirkung auf Vorlieben und Abneigungen heute präzisier eingeht, als in seiner bisherigen visuellen Geschichte. Vielmehr verfügt das immer unübersichtlicher werdende Potential über eine beträchtlich destruktive Kraft, alle Unterschiede zu verwischen. Der Anspruch eine unverwechselbare Persönlichkeit mit seiner unverwechselbaren Geschichte zu verbinden, mündet in jener abarbeitbaren Gangart, die ihr Begehren überflüssig macht. — Das Abendteuer endet in seiner Ähnlichkeit. Perfektion als garantierte Wiederholbarkeit? ... Link Sunday, 26. February 2006
Fertile Hermas! — Ambiguität als Gesellschaftskorrektiv. Über eindeutige Botschaften, die nicht ankommen wollen, aber trotzdem ihre Verankerung finden. Zwischen den Zeilen, über den Wolken, mit sehr viel Idealen in der Erde wühlend und trotzdem unzufrieden? Glück als Kritik am Unglück, um das Wort zu halten? — Native Drafts Enflowered!
dieter
11:55h
Der Vergleich Quer und Queer sagt zwar übersetzt genau jenes magische Nichts an wieder verwertbarer Markenideologie, wie die eigentlich reizenden Wesen und Geschöpfe dahinter. Das Thema scheint dann gegessen, wenn es »OUT« und somit klar positioniert ist, ohne zu bedenken, dass die Schicksale dahinter einer unerhörten Messdialektik mit sich selbst ausgesetzt sind. So bleiben Dialoge auch dann auf der Strecke, solange sie nicht wirklich autorisierter Teil einer sich beschreibenden Gesellschaft sind. Würden die schillernden Bilder der gezeichneten Körper wirklich nicht nur »Faschingsakzeptanz« finden, um sich dann wieder in ihre Löcher zurück zu ziehen, hätte die Maske nicht so viel mit dem Licht darüber zu kämpfen. Den erstaunlich verdrossenen Lebensmut in Schwung zu bringen und die »Einsamkeit« in den Augen so stoisch in die Kameras zu werfen, dass Herzen dadurch zu bluten beginnen, bleibt eine heroische Glanzleistung, um daraus Impulse weiter zu werfen, als sie das Licht selbst an Schatten vorgibt. ONOne—ISNess als transverser Begriff für einen auf »Meta« gesockelten, eindeutig zweideutigen Inhalt, begibt sich von der Zelle weg gezeichnet auf die Suche nach den Ursachen von in Bildern gehautem »Fetisch«. Als magisch verzauberndes Adikt scheinen sich die Werkzeuge so lange die Werkzeuge selbst in die Hand zu legen, bis daraus zwangsläufig neue »Wesenszüge« entstehen. Mann steht auch so lange darüber, bis man anscheinend nicht mehr »Alleine« damit ist und somit neue Wege im Salon der neugierigen Causeure gefunden hat. Die Erzähler, ohne Zweifel Linkshänder, tauchen mit Leib und Seele in eine orientierte Welt von Menschen und Kosmos ein, der glitzernde und erhitzende Bälle gegenüber einem eisig gefrorenen Garten von Landschaft und Fleisch widersprüchlich erscheinen lässt. — Bei genauerem Hinblick aber immer als symmetrisch erweiterbarer »Totentanz im Feuer der Diamanten«. Die Symmetrie erfordert aber die wahre Aufmerksamkeit, denn Raum und Licht — ohne Wärme und die Gestalten, die sich als Symbole teilen, blieben jene als Körperschwellen reduziert auf Luxusschwellen übrig, die eine raffinierte Andersartigkeit aber nicht mehr belegen könnten. Statuen, die sich selbst kastrieren, scheinen die universelle Richtung und der damit verbundene objektive Härte als Weich- und Weisheit in einem Zeichen zusammengefasst gefunden zu haben. Das heißt, aller Geist und alles Fleisch erleiden eine Art keusche und akzeptierte Spannung von einem unerschütterlichen Fels ohne Brandung. Für mich eine durchaus aktuelle Zeitbeobachtung, bedenkt man die stiftende Omnipräsenz von Sex und die ertüchtigende Entschärfung über spirituelles »Kanäle öffnen« oder sonstige Esoterika. So bleibt eine Diät deshalb eine Lebensentscheidung, weil die Haltung damit ergründet werden will. Die Frage nach Identität ist dabei eine sich von Millionen äußerlichen Einzelteilchen sammelnde elementare Grundeigenschaft geworden. »Wir« formen deshalb bipolar, weil wir uns daraus eine lebensnotwendige und vitale Spannung erwarten. Alleine der erlösende Glücksmoment, dem Weltschmerz etwas entgegen zu setzen, lässt zumindest das Wort selbst halten. »Trotz« und »Stau« halte ich persönlich für ein äußerst europäisches Phänomen, wohl weil es mit Schuld und nicht Verantwortung verbunden ist. Natürlich könnte man wieder etwas an die Weltreligionen abgeben, bzw. ans Universum zurückspiegeln, was an zu viel Licht auf dem Planeten eintrifft, gäbe es da nicht die eher trockenen und sich in der Wiederholung erschöpfenden Erlösungskonzepte. Ich bedauere sehr, mit ansehen zu müssen, wie politische Abstraktionen im Fernen Osten zu einem Nahen Osten Spektakel ausarten. Dabei ist das Wort »Extrem« ja eigentlich falsch, zumal die Wertlosigkeit von Existenzen genauso gewürfelt wird, als wollte man damit absichtlich andere kulturelle Suppen mitwürzen wollen. Obgleich sich der dabei »heilende« und emporkommende Aspekt einer Offenlegung nähert, bleibt das Kartenspiel dahinter als eine offensichtlich erkennbare Strategie im Ergründen von Volksseelen in ihrer eben uneindeutigen Botschaft. — Das hat wiederum eindeutig mit jenen einzelnen Schicksalen zu tun, die sich in ihrer innersten Ambiguität als Gesellschaftskorrektiv vor den gesamten Weltschmerz werfen müssen. — Diese zwanghaften Mechanismen kontrastieren aber sehr eindrucksvoll ein kommerziell neutral gezeichnetes Weltbild von »Pimp My Balls«. »La Via Diretta« als ein eindeutig richt- und einordenbares Weltbild zeugt aber von einer bereits fortgeschrittenen Hermetisierung von Gedankenmodellen. Obgleich ganze Institute ausschließlich »Interdisziplinäre Forschung« auf ihre Schilder schreiben, hat eine Zusammenlegung der Disziplinen noch keine besonders fruchtbaren Impulse für die menschliche Denke gebracht. Vielfach bleibt es Begeisterung in seiner übrig gebliebenen Euphorie, um das Thema Dualität selbst als Mahnmal für mutierbare Geschichtszyklen, immer weniger »Brillant« als vielmehr »Satt« zu zeichnen. So bleibt ein Spektrum an Ideen deshalb kaum vermittelbar, zumal viele Hörer ihr Spektrum bei sich selbst dezentralisiert wissen, also gar keinen Impuls finden können, einem ambiguosen Weltkonstrukt beizutragen. Der Begriff »Androgyn« — zusammengesetzt aus dem griechischen Andros [Mann] und Gyne [Frau] — ist ein nicht eindeutig zu fixierender Begriff, er ist vieldeutig und schillernd und Träger einer verwirrenden semantischen Erblast. Androgynie ist die Gedankenfigur, in der Weiblichkeit und Männlichkeit — die in als zwei entgegengesetzte Merkmale menschlichen Seins gelten — als in einer Person vereint vorgestellt werden. Die Idee ist sehr alt und hat im Laufe der Zeit unzählige Deutungen und Darstellungsformen erfahren. Die Vielfalt, mit der der Gedanke der Androgynie bislang zum Ausdruck gebracht wurde, ist irritierend und nur zu verstehen, wenn der jeweilige historische und kulturelle Kontext mitgedacht wird. Der Blick des Hermaphroditen in der Kunst des 20. Jahrhunderts: [s.39] — »Mit der Wende zum 20. Jahrhundert und dem stetig wachsenden Interesse an der historischen Erschließung des 19. Jahrhunderts vor dem Hintergrund der Realität einer Weltkunst vollzieht sich der Paradigmenwechsel etablierter, der Liebhaberei erwachsenen Antikensehnsucht und - verehrung hin zu einer sich an der Kunst der Naturvölker, Primitivismus und Exotismus erprobenden Kunstwissenschaft: »Es muss endlich wieder begriffen werden dass alle Kunstwissenschaft, ob sie die Kunst nun historisch, formenkritisch oder psychologisch untersucht, nur konstatieren darf! — Sie kann nur empririsch hinter der Produktion einhergehenden und aus einer gewissen Distanz anschauen. Die Kunstwissenschaft darf keinen Willen, keine programmatische Absicht haben: sie hat Naturgeschichte zu treiben und alle persönlichen Sympathien und Antipathien dem Objekt unterzuordnen«. Professor Dr. Christa Rohde-Dachser »Zwei Geschlechter in einem, das ist keine Idee von Ganzheit, sondern darin ist – was vielleicht im menschlichen Denken gar nicht anders möglich ist – die Idee von Differenz impliziert. — Für mich besteht dieser Widerspruch nicht zwischen »männlich« und »weiblich«, sondern zwischen Einheit und Differenz. In dem Moment, wo diese Einheit auseinander gebrochen ist, ist Zweiheit und Differenz entstanden, die man wieder überwinden möchte und diese Differenz ist natürlich für ein Kind zunächst auch in der Zweiheit der Geschlechter begründet. Was ich interessant finde, das ist diese romantisch harmonisierende Konnotation, die die Androgynie in einem solchen Kontext bekommt. Da gibt es die böse, realitätsgewahre Geschlechterdifferenz und das fast Paradiesische des Androgynen. Und das macht auch viel Sinn, ich denke, das ist eine psychoanalytisch gut nachgewiesene Phantasie. — Die tiefe Sehnsucht nach Androgynie bleibt eine ganz tiefe weibliche Sehnsucht. Sie ist noch nicht so weit ausformuliert worden, weil sie innerlich dennoch einem fehlenden Stück unterliegt.« Laura Méritt: »In Beziehungen, die ein Netzwerk aus Sex und Intimität darstellen können, geht es immer wieder darum, Gefühle und Bedürfnisse klarzumachen und die momentanen Grenzen zu setzen. Die Herausforderung besteht darin, anderen offen mitzuteilen, was zum momentanen Zeitpunkt in mir passiert, wie ich mich fühle, was ich brauche und worum ich bitte. — Da in unserer Kultur Bedürfnissen wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, gibt es kein vielfältiges Vokabular dafür. So ist Kreatitivität gefragt, über die wir uns auch näher kennen lernen. Es existieren neun Überbegriffe, mit denen die wichtigsten abgedeckt werden können. Neben dem Bedürfnis nach körperlicher Nahrung, zählt das Bedürfnis nach Sicherheit, Verständnis, Kreativität, Intimität, Spiel, Erholung, Autonomie und Sinn oder Spiritualität.« A Room of One’s Own: »...for if two sexes are quite inadequate, considering the vastness and variety of the world, how should we manage with one only? Ought not education to bring out and fortify the differences rather than the similarities? For we have too much likeness as it is, and if an explorer should come back and bring word of other sexes looking through the branches of other trees at other skies, nothing would be of greater service to humanity; and we should have the immense pleasure into the bargain of watching Professor X rush for his measuring-rods to prove himself »superior«. Ideal Vollkommen — Real Verkommen? ... Link ... Next page
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