Reteid Resflet*24 Open Sources 7.3
Wednesday, 28. June 2006
On Bullshit. — Prof. Harry Gordon Frankfurt schreibt über gesprochenen und wörtlich gedruckten Bullshit. Das ist nur die halbe Wahrheit. Der visuelle Bullshit, in dem wir täglich baden, stinkt noch viel mehr. In der deutschen Ausgabe des Traktätchens selbst sieht Prof. Gerd Fleischmann Bullshit. — Kühlt, erfrischt und hält wach!

© Suhrkamp Verlag 20.02.2006  — Harry G. Frankfurt - Bullshit — Titel der Originalausgabe: On Bullshit — 2005 Princeton University Press — Aus dem Amerikanischen von Michael Bischhoff übersetzt — 73 Seiten, Gebunden — ISBN 3-518-58450-2 - »Zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur gehört die Tatsache, daß es so viel Bullshit gibt. Jeder kennt Bullshit. Jeder trägt sein Scherflein dazu bei. Und doch neigen wir dazu, uns damit abzufinden. Die meisten Menschen meinen, sie seien in der Lage, Bullshit zu erkennen und sich vor ihm zu schützen, weshalb dieses Phänomen bislang wenig ernsthafte Aufmerksamkeit gefunden hat und nur unzulänglich erforscht worden ist.« Mit diesen Worten beginnt der philosophische Bestseller dieser Tage: Harry G. Frankfurts konzises, polemisches und provokatives Buch Bullshit. In den Vereinigten Staaten war es der Überraschungserfolg eines philosophischen Buchs der letzten Jahrzehnte. Binnen weniger Monate wurden 400.000 Exemplare verkauft und seine Thesen nicht zuletzt an den Orten breit diskutiert, die er fest im Visier hat: im Fernsehen und in der Presse. Frankfurt erläuterte selbst in populären Fernsehsendungen mit dem Scharfsinn eines Philosophen und der Pointiertheit eines großen Essayisten, daß Bullshit die große Gefahr unserer Zeit darstellt. — Harry G. Frankfurt hat eine scharfsinnige Analyse vorgelegt, wie es kommt, daß das »Blödsinnquatschen, das Rumpalavern, das Heiße-Luft-Produzieren oder schlicht das ›bullshitting‹«, so Daniel Schreiber in der taz, so um sich greifen, daß wir ihnen überall begegnen: in den Medien, in der Politik, in der Kneipe und in der Bahn. Bullshit ist omnipräsent und schlimmer noch: Bullshit steckt an und droht zur Epidemie zu werden, bei der die Wirklichkeit Gefahr läuft zu verschwinden. — www.suhrkamp.de
In seiner launigen Analyse steckt viel, was auch Desktoptaster die Augen öffnet. Im Verlag hat man wohl die Typografie und die Kunst, schöne Bücher zu machen, an den Nagel gehängt. Über Formfehler, verschobene Inhalte und das gute Augenmaß in der Buchgestaltung. Hier einige Auszüge aus seiner Abhandlung, welche er uns freundlicherweise zum Download bereitstellt:

Bullshit? — Als Buch, als körperliches Objekt, das wir mit Hand und Auge wahrnehmen, ist das kleine Artefakt (oder sollte ich ›Machwerk‹ schreiben?) sicher genau das, was Frankfurt so nennt: »[Die] Aussage gründet weder in der Überzeugung, dass sie wahr sei, noch in dem Glauben, dass sie falsch sei, wie es für eine Lüge erforderlich wäre. Gerade in dieser fehlenden Verbindung zur Wahrheit – in dieser Gleichgültigkeit gegenüber der Frage, wie die Dinge wirklich sind – liegt meines Erachtens das Wesen des Bullshits.«

Der erste Eindruck ist ernüchternd, als ich das Büchlein sehe und in die Hand nehme: Schlechte Proportion, überzogener Auftritt in Leinen, ein Leichtgewicht, das der vornehm dunkelroten Aura nicht standhält. Innen ist der Text großspurig auf den dadurch noch kleiner wirkenden Seiten verteilt. Ich habe das Gefühl, da macht mir einer mächtig was vorverstehe ich das richtig: Bullshit?

Zurück zur Form. So wie es in der verbalen Kommunikation, auf die sich Frankfurt im Wesentlichen bezieht, Bullshit gibt, gibt es das auch in der visuellen Kommunikation – auch in typografischen Arbeiten, zu denen das Buch gehört. Vor allem aber in der Werbung, in der Bullshit Prinzip ist, da immer etwas angeboten werden muss, was wir nicht brauchen. »Auf dem Gebiet der Werbung und der Public Relations und dem heutzutage eng damit verbundenen Gebiet der Politik finden sich zahllose eindeutige Fälle von Bullshit, die als unbestreitbare und sogar klassische Beispiele dieses Genres gelten können.«

Die Augen sehen anders als das Typomaß. — Ist schon 5 : 8 (1 : 1,600) eine schlechte Näherung an den Goldenen Schnitt, so »fällt [es] schwer, dies noch von der Proportion 2 : 3 zu behaupten«, wie Jan Tschichold in seinem Aufsatz ›Willkürfreie Maßverhältnisse der Buchseite und des Satzspiegels‹ schreibt. Zunehmend genauere Näherungen lassen sich aus der Fibonacci-Folge 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, ... ablesen, die nichts Anderes als den Goldenen Schnitt, die Stetige Teilung, darstellt: Jede Zahl ist die Summe der beiden vorausgehenden und verhält sich zur jeweils vorausgehenden annähernd so wie die folgende zu ihr selbst – die Näherung ist umso besser, je größer die Zahlen sind. In der Sprache der Geometrie bedeutet das: Ist eine Strecke im Goldenen Schnitt geteilt, so verhält sich der größere Abschnitt zum kleineren wie die gesamte Strecke zum größeren.

Der klassische Satzspiegel eines Buches ist immer so angelegt, dass der Kopfsteg, der Raum oberhalb des Textblocks, deutlich schmaler ist als der Fußsteg, und auch schmaler als die Randstege außen. In Bullshit sitzt der Text auf der Seite wie die Rappermode bei den Kids, der Schritt auf Höhe der Knie.

Ein typografisches Gegenbeispiel zu Bullshit ist die elegante Broschur von Robert Bringhurst: The Solid Form of Language. An Essay on Writing and Meaning. Kentville: Gasperau Press, 2004. Der Text über geschriebene und gedruckte Sprache im Gegensatz oder auch Verhältnis zur gesprochenen ist in radikalem Flattersatz gesetzt, ohne jegliche Trennung. Das geht einfacher im Englischen als im Deutschen, weil die Wörter in der Regel kürzer sind und dadurch nicht allzu große Löcher am Zeilenende entstehen. Der strukturierte Karton-Schutzumschlag mit Schöpfrand vorne und glattem Schnitt hinten und verhuschten Schriftzeichen (auch auf dem schwarzen Kartonumschlag) allerdings ist übertrieben kunstgewerblich. Schrift wird hier zu Tapete.

Die romantische Ironie von Frankfurt im letzten Satz des Traktats teile ich nicht. Ich halte sie für Koketterie, reif für die Talkshow. Wäre Aufrichtigkeit Bullshit – welche Bedeutung, welche Funktion sollen Wörter, soll Sprache dann überhaupt noch haben?

So schwierig ist die Sache offenbar doch nicht.
.
.
.
© Prof. Gerd Fleischmann 2006 © Dieter Telfser 2005 bullshit

(application/pdf, 3,430 KB)



Laura Penny: Your Call Is Important To Us. — The Truth About Bullshit. New York 2005
Lois Beckwith: The Dictionary Of Corporate Bullshit. New York 2006
PPS — Ex-DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp nannte die Konzernzentrale in Möhringen mit ihren zu eng beieinander stehenden Pavillons, die aussieht wie ein defizitäres, karamellfarbiges Großklinikum: »Bullshit Castle«. (Vgl. DIE ZEIT Nr. 13, 23. März 2006, S. 6: Was fiept denn da?)

... Link


Wednesday, 21. June 2006
Bizzy Thoughts! — Bullshit ist überall, wo Menschen, jemanden manipulieren, eine Wahl gewinnen oder ein Produkt verkaufen wollen. Insofern sind Regierungen, PR-Firmen, Werbeagenturen, Talkshows und wohl auch Redaktionen wahre Brutstätten des Bekloppten geworden. — Lifte nicht zu vergessen!

© Dieter Telfser 2006 — Bizzy Thoughts! — Bullshit ist überall, wo Menschen, jemanden manipulieren, eine Wahl gewinnen oder ein Produkt verkaufen wollen. Insofern sind Regierungen, PR-Firmen, Werbeagenturen, Talkshows und wohl auch Redaktionen wahre Brutstätten des Bekloppten geworden. — Lifte nicht zu vergessen! — Thomas Tuma: Brutstätten
<br/><br/>
des Bekloppten. DER SPIEGEL 24, 2006, S. 96f.
Bemerkenswert:
Harry Gordon Frankfurt’s »On Bullshit« ist nun auch in Österreichischen Werbeagenturen [vielmehr in deren Liften] angelangt. — Ein Zeitdokument, entrissen, gescannt, verbullshitted und wieder hingeklebt. Der Poster ist zwar unbekannt, sicher aber in guter und böser Absicht, wohl von sich behütet. — Das Experiment hält seinen Vorsprung für angebracht; der Essay belegt das Ende eines natürlichen Kreislaufs; das Spiel bedeutet, sein persönliches Unwissen auszusetzen.

Bullshit kann sehr kreativ sein. — Bullshit kann Spaß machen und Neues in die Welt bringen. Es gibt so genannte bullsessions: Man kann dabei einfach Ideen ausprobieren, ohne gleich an konkrete Ergebnisse zu denken — und alle wissen, dass sie nicht die Wahrheit sagen, sondern nur Bullshit. [...] Und man kann sogar etwas über sich selbst erfahren durch Bullshit: indem man ohne Angst und Zwang und frei heraus über sich spricht.Harry G. Frankfurt in: DIE ZEIT, Nr, 9, 2006

Mist bleibt sein bester Dünger!
.
.
.
© Dieter Telfser 2006

Aufgegabelt im Lift, gescannt und wieder hingeklebt.

... Link


Wednesday, 14. June 2006
Smart Junctions! — Ein überfälliges privates Statement zum Thema Freunde und meine Unfähigkeit, jene zu erkennen. Amici esplicitamente non graditi. Handheld versus Entfaszination einer möglicherweise schillernden Persönlichkeit. — May any Exception be with you!

© Dieter Telfser 2006 — Smart Junctions! — Ein überfälliges privates Statement zum Thema Freunde und meine Unfähigkeit, jene zu erkennen. Amici esplicitamente non graditi. Handheld versus Entfaszination einer möglicherweise schillernden Persönlichkeit. — May any Exception be with you!
Ich mag Menschen! — Dummerweise sind Menschen aber keine zu pflegenden Pflanzen, sondern recht profund agierendes Zellgewebe. In diesem Sinne möchte ich ein recht privates Statement hierzu abgeben, zumal mir jene Kommunikation manchmal selbst ein Rätsel ist und bleibt.Vor allem im ach so anderen Wien scheint ein schriftliches Regelwerk hierzu, auf Grund der allgegenwärtigen East-Elasticity, hilfreich. Die an und für sich gut geglaubte Abschottungstechnik reicht nicht aus, um mich vor meiner eigenen recht naiven Selbstschutztechnik zu bewahren:


1. — Ich bin eine Oberzicke!

Die Art und Form meiner Darbietungen, Wortwahlen und Hirnverdrehungen entspringt selten einem 50:50 Dialog, sondern, wie ich zum vielten Male feststelle, einer überdrehten Form von nicht kanalisierbaren Botschaften, die den Gesprächspartner irritieren, aber auch faszinieren können. Das liegt nicht an der Stimme bzw. an der Körperquelle, von der aus ich spreche, sondern an einem Zustand, der mit Freude an der Begegnung eine klarer strukturierte Gesprächskultur für vollkommen überflüssig hält.


2. — Ich hasse es zu Faszinieren bzw. zu Beeindrucken!

Tue es bewusst oder unbewusst wohl trotzdem. — Meine Bauernherkunft wirkt mit Hochdeutsch zwar wie aus Frankfurt, das Temperament bleibt jedoch Schnalserisch. Ob ich nackt oder in gewählten Beinkleidern authentisch wirke, war nie studierte Absicht sondern »Freiheitskultur«, und die ist mittlerweile ganz bewusst reduziert auf Fotostudios, da ich nur teilweise die Kraft und Zeit finde, mich mit meiner Umwelt auch nachhaltig auseinanderzusetzen. Ich habe allerdings selten Nachsicht für Menschen, die sich durch meine Präsenz vor den Kopf gestoßen fühlen mögen bzw. gleich rosa anlaufen.


3. — Ich bin kein Psychiater!

Meine Lebenserfahrung basiert auf der Erziehung durch Tiere. Daher habe ich kein Verständnis für Menschen, die glauben, meine Beobachtungsgabe könnte für Ihre persönliche Identitätsentwicklung zur Entspiegelung genutzt werden. Ich bin auch kein Hellseher noch Genie, noch besonders talentiert. Meine Arbeit sehe ich als das liebevolle Arrangieren von Blumen. Punkt. — Ob das Detail oder Glosse ist, will ich nicht mal wissen und sehe das auch nicht mit einem Marktwert verbunden. Die Überzeugung lautet: Kiss the Future — Share the Universe!


4. — Ich bin sexuell nicht ortbar!

Ich behalte mir weder ein Outing vor noch sehe ich die genetisch verbundene Notwendigkeit zur gesellschaftsfähigen Reglementierung. Ob Sie Hetero-, Bi-, Trans-, oder Homosexuell zu mir sagen, ist mir im Grunde Käse. Ich würde mich zu jener Opposition bekennen, die keine Religion daraus macht. Verstutzt kann ich keinen Unterschied zwischen Gehemmten und Entzwirbelten Wesen im menschlichen Beitrag erkennen. — Körperöffnungen sind keine Glancekonzepte. — Never Fuck Alone!


5. — Meine Duftwolke ist gewünscht!

Ob und wie viel Körpergeruch auf welchen Duftböden Nasen nährt, ist rein egoistisch konzipiert, und hat nichts mit Hygiene zu tun. Die Botschaft ist recht einfach: Wahren Sie einen Körperabstand von mindestens eineinhalb Metern! Meine Kopfnoten basieren immer auf Holztönen. Pflege kommuniziere ich nicht über frische Bouqets oder lederigen Assets, sondern über die Ambivalenz von archetypisch gelernten Botenstoffen. Jene sind so gewählt, dass Penetranz ein Grundmuster in der Wahl der Qualität bleibt. Stefanotis auf Zeder ergeben mit Schweiß eben nichts anderes außer eine überparfümierte Zeiterscheinung. Ich trage öffentlich also keine Düfte, sondern versuche gezielt zu stinken!


6. — Es gibt keine großartigen Geheimnisse!

In Südtirol nennt man so jemanden wie mich ein »Urvieh«. Damit gibt man zum Ausdruck, dass jemand ein Original ist. Das erachte ich weder für bemerkens- noch auszeichnungswert. Es gibt eine außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit, die mit simplen Überlebenstechniken zu tun hatte und vom Leben, also der Straße, gelernt ist. Dementsprechend funktioniert sie auch. Meine Lebensphasen waren immer medizinisch begleitet, zumal ich den zwischenmenschlichen Dialog hierfür als zu »ineffizent« und langsam erachtet habe. Ich werde mir Eingriffe und Techniken jedoch so lange vorbehalten, bis ich den Zeitpunkt für die Veröffentlichung für gesichert genug erachte.


7. — Ich liebe Blumen!

Das bedeutet: als schön empfinde ich, was eigen ist. — Die Eigenartigkeit von Menschen an sich lässt sich natürlich nicht verallgemeinernd richten, und trotzdem klingen viele meiner Aussagen effektvoll absolut. Das liegt einerseits an der z.T. treffenden Formulierung [wenn jene überhaupt ankommt] und andererseits am Faktum, dass es eben nichts Absolutes gibt, was nicht ständig neu oder unter anderen Blickwinkeln neu gefächert werden sollte. In diesem Sinne bleibt ein bunter Hund, der zu laut bellt, also keine politische Gefahr, sehr wohl aber eine präzisierte Positionsangabe. Entnervt verfolge ich also statistische Erhebungen, die belegen, was ich sei oder eben nicht sei.


8. — Mein Misstrauen ist begründet!

Unsicherheit ist die stärkste Form an Sicherheit, allerdings übe ich hie und da auch Naturinstinkt. Das hat den Grund, Sachlagen vielseitiger zu fächern, als sie sich vom ersten Anblick heraus besprechen ließen. Die Erfahrung mit Übergüte zeigt sehr deutlich, dass die Qualität an einem entsetzlich unverstandenen Niveau angelangt ist. Das Gedankenmuster, keine Opferrollen darstellen, die es zu beheben gilt, halte ich für wichtig zu bemerken. Der Begriff »devot« [devotus = Hingabe] kommt von »sich in einer Aufgabe aufgeben« und nicht von einer sexuellen Praktik. Es wäre also gut zu wissen, was Ihr persönlicher Nutzen und Vorteil unserer Bekanntschaft ist, bevor Sie sich ihr hingeben. Sonst werde ich sicher sehr bald danach fragen.


9. — I am Not going to Rock You!

Auch wenn es so ausschaut als könnte ich in meinem eigenen Film auch andere Filme spielen, gebe ich bekannt, keinerlei filmische Vorbildung und Wissen, noch besonderes Interesse am darstellenden Gewerbe zu haben. Ich brauche meine regenerativen Träume und die reichen mir als Sichtgut allemal.Schauspiel ist alltägliche Sequenzialisierung und keine Bühnendisziplin. Auch wenn das Leben die Bühne zu sein scheint, habe ich nicht das Gefühl, ich müsste jemand anderem die Entscheidung über die Lichtinklinationen überlassen. Man kann lachen, kann es sich notfalls aber auch speichern.


10. — Ich will Feuerwehrmann werden!

Brände legen und Brände löschen war an der Bauhaus Universität schon 1997 eine spannende Disziplin. Es war der anfängliche Stiftungscharakter, der jetzt über ein Fullhouse-Konzept seinem neuen Namen gerecht wird. Ich wünsche mir: auch in emotional wissenschaftlicher Hinsicht und nicht erdrückt vom großen schweren Namen. Wenn ich Dinge in anderen Menschen auslöse, erwarte ich mir deren Reflektion und nicht meinen Monolog als Denkgeschwader. Es ist einfacher zu glauben als zu überzeugen. — Trotz allem ist der Glaube wichtiger als die Überzeugung.


11. — Ich bin kompliziert!

Alles lässt sich über rethorische Federführung ins Nichts auflösen und trotzdem bleibt die Substanz einer Aussage eine über viele Kanäle haftbare Methodik. Wenn eine Zielgruppe nicht als solche belegt werden kann und verpulvert wird, was an Puffer einst Purée war, habe ich nicht das Gefühl, ich müsse einem Marktsegment gerecht werden. Die grafische Industrie hat sich wund gezeichnet, und das liegt wohl nicht alleine an den eigentlich vielfältigen Werkzeugen, die wir heute dazu benutzen können. Handwerk hat sich aber recht weit von seinen einst goldenen Venen entfernt, finde ich.


12. — Ein Bild ist kein Schnappschuss!

Handyfrei seit 2004 erwarte ich mir analoge Dokumente, damit sie als solche auch erhalten bleiben. Ich kann nach zweieinhalb Jahren vollkommen ohne Handy berichten, dass das Zeitmanagement wesentlich besser und vor allem effizienter abwickelbar ist. Die Reaktivierung fand nach 8-9 Monaten seine fruchtbare Umsetzung. Es gab Notsituationen und Ja, — die waren dann auch wirklich welche. Ich habe sogar in Jenen meine Entscheidung nicht bereut, sondern stifte ganz im Gegenteil immer noch gerne an, mehr Wireless zu denken, als die dazu passenden Geräte zu benutzen. Flexibel ist wirkliche Zeitverbindlichkeit allemal mehr als seine geschäftige Neurotik.

Sie müssen mich also nicht mögen,
um sich selbst zu mögen!
.
.
.
© Dieter Telfser 2006 | dieters mood hood

(application/zip, 8,192 KB)



Also wenn ich was sehe, dann merke ich mir das meistens. — Nicht weil ich das so interessant finde, sondern weil ich gar nicht anders kann. Ich lerne nicht von Wörtern oder Büchern, sondern meistens von mir zugetragenen visuellen als auch musikalischen Eindrücken.

... Link


Wednesday, 7. June 2006
Major Changes Happening! — Inside Outside als improvisierte Erbübergabe von Generation zu Protein. Über die kulturelle Deutung von medialen Darstellungsformen als Vergangenheitsentlastung. Ornamente als Orte der »höheren« Wesensbildung. — Landström auf Stadtsprung.

© Dieter Telfser 2006 — Major Changes Happening! — Inside Outside als improvisierte Erbübergabe von Generation zu Protein. Über die kulturelle Deutung von medialen Darstellungsformen als Vergangenheitsentlastung. Ornamente als Orte der »höheren« Wesensbildung. — Landström auf Stadtsprung.
Philosphie als symbolische Formensprache birgt die Chance, Medien in ihrer Ordnung auf einen sozialen Nenner zu übertragen. Die Gemeinsamkeiten, aber auch Brüderlichkeiten, dienen einer möglichen Wirklichkeit in ihrem Konstrukt genauso wie deren Interpretativität selbst. Die Vorstellung des skizzierten und sich ständig mutierenden Spektrums in seinen Penetrationsmöglichkeiten nimmt Bezug auf jene Bilder, die Orte und reale Städte gerne verfremden lassen. Hinter den gezeigten Informationen verbirgt sich das Potential an Einzelbildern, welche durch die gegebene Grenzenlosigkeit ein fast »religiöses« Raumempfinden mystifizieren.

Die Orte für die Aufbewahrung und Weitergabe von Wissen sind deshalb von außerordentlicher Wichtigkeit, da die Perspektiven und fundamentale Repräsentation fest verankert werden sollen. Somit sind die von ihren Carbonaten erlösten Transparenzen ein fast schwereloses Konzept der Seele etwas Paratechnisches zu vermitteln. Die naturwissenschaftliche Utopie mit seiner gut durchbluteten Gehirnfunktion als Speichermedium zum Denken zu animieren, bleibt eine der konzentriertesten Wunschsymbiosen des Menschen in seiner Ablenkung vom Denken selbst. Die Faszination, eine möglicherweise nützliche Dimension zu gestalten, vergisst dahinter seine dualistischen Konzepte: Waren es einst noch Körper und Geist, Hirn und Herz, so sind das heute Stabilität und Realität.

Die Visualisierung der sich alternierenden Konstruktionen legen das Augenmerk vorwiegend auf die Einprägungskraft der Inhalte, die dann in einer Art Konserve neue Sichtbarkeiten zumindest als Depot aufzeigen sollten. Die extrem unterschiedlichen Rezeptionsweisen von Mythen, Bildern und Kulturen machen schnell klar, dass die formalen Aneignungen den entscheidenden Inhalten nicht folgen. Zwischen Fiktion und fixierter Geschichte in ihrer gelebten Zeit- und Erfahrungskomponente kommen bestenfalls defragmentierte Splitter zu Tage. Das Unterscheiden von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist heute also eine visuelle und ständig neu zu stiftende Illusion. Auch wenn Individualität als Errungenschaft und Bildungstechnik die beste Trennung von persönlichem Ort und sozialem Erfahrungsterrain bilden sollte, bleibt dies sein sich selbst soziologisch immer weniger reflektierender Zyklus.

Der Index für Authentizität braucht seine leicht merk- und lernbaren Spuren für den gesunden Alterungsprozeß. Ob als Ikon oder als ihm ähnlichen Film unterliegen alle Eckpunkte einem optischen, also bildhaften Kriterum als Referenzobjekt im Produktionsablauf. Die Fotografie gab ja beispielhaft vor, Gemälde und Skulptur in einer toten Maske zu mystifizieren. Jeder auch noch so experimentelle Abdruck bedeutet in seiner Hinwendung aber nur die Radikalisierung eines Paradigmas, das sich selbst auf die Spitze treibt. Was ein Filmstreifen immer noch nicht kann, verwischen die Spuren des Vergehens der Patina selbst. Aus vielen Gründen gilt indexikalischer Zeichengebrauch deshalb heute als genetisch primitiver Prozess.

Das enge Ineinander von Gedächtnis und Material sehe ich deshalb auch als einen Rückgriff auf physische, bildfremde Materialen, da diese dem Authentizitätsversprechen nicht gerecht werden müssen. Die Reaktion auf das Verschwinden einer Art sinnlicher Evidenz aus den politischen und gesellschaftlichen Erfahrungen bilden Produktionstechniken, die mich stark an die Pionierzeit von Fotografie und Film erinnern, aber die Bedeutung des Gedächtnisses schlechthin hervorstreichen. Die signifikante Relation von hybrid erzeugten Bildern und die damit verbundene Sprache beziehen sich heute auf einen radikalen Typ Mensch, der in seiner Sprache und Form selbst Schiedsrichter spielen will. Die Motiviertheit bzw. die Natürlichkeit der Auffassungsgabe und das damit verbundene komplementäre Prinzip abstrahieren konventionelle Zeichen mit der Fähigkeit, soziale Gedanken verbinden zu können.

Das digitale Universum verspricht deshalb einen Ausweg, weil die Verdichtung von verbindlichen Signifikanzen eine Kontinuität andeutet. Diese Form an Kongruenz und technizistisch anmutenden Bildern gewährt einen Blick in die Struktur der Erschaffung von Netzen. Räumlich präsentiert sich das Ideal ja als Stimulanz für Vergangenheit und Zukunft zu gleichen Teilen. In sozialer Hinsicht streckt die Verheißung, ein anti-hierarchisches Prinzip in einem zugänglichen Medium zu nutzen, endlich eine Art basisdemokratische Hand entgegen. Das prinzipielle Misstrauen gegenüber sprachlicher Beliebigkeit liegt ja vorwiegend in seiner relevanten gesellschaftlichen Vermittlung- bzw. in der möglichen Verzerrung von gelebter und faktischer Geschichte.

Ob nun verlorenes Paradies oder die visuelle Neugier als Lust an seine im Zaum gehaltene Erinnerung, stellt einen erstaunlich subjektiven Blick auf Themen die mit der Lupe oder durch das Schlüsselloch ihren eigentlich charmanten Erziehungsspielraum völlig verloren haben. Die aktuellen Darstellungsformen von demaskierenden Zur-Schau-Stellungen kommen, für mein Empfinden, der Form einer Zypresse ziemlich nahe. Spezifische Erinnerungsqualitäten tragen aber sowohl reale Körper als auch photokinetische Prozesse. Mit dem Übergang der visuellen Zunft in ihr digitales Versprechen ändern wir nur die Bewegung des Verhältnisses zu seinen omnipotenten Löschvorgängen.

Vorsicht!
Fenster schließen selbsttätig.
.
.
.
© Dieter Telfser 2006

Das größte Problem bei der Anwendung von visuellen Eigenschaften als raumbezogene Identitätsformen bleibt wohl das Kriterium für die Festlegung entsprechender Verwaltungstechniken, die als Vermittler zwischen lokal-topischen und regional-chorischen Ebenen zu vermitteln verstehen. Eine Überleitung halte ich deshalb für wichtig, damit man Identität als wirklich vernetzendes Kriterium mit anderen für die noch zu erschaffenden Parameter vergleichen und dadurch vermitteln kann.

... Link


© Dieter Telfser 2024 — Telfser.com &gt; Reteid Resflet*24 Open Sources — Ein Netzwerk für mehr Bewegkraft in der Gestaltung! — Mehr Kante, weniger Business für mehr Zufriedenheit miteinander und füreinander!
Online for 7600 days
Last update: 8/4/24, 9:33 AM
status
Youre not logged in ... Login
menu
search
calendar
December 2024
SunMonTueWedThuFriSat
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031
August
recent updates
Apple Vision Pro —
The era of spatial computing is there! Blending digital content seamlessly...
by dieter (8/4/24, 9:46 AM)
Der Moment des Wahrnehmes ist,
so betrachtet, das Aufblitzen des transnormativ »Guten.« – Es...
by dieter (8/4/24, 9:33 AM)
Welcome to Canva, Affinity!
— Canva acquires design platform Affinity to bring professional design tools...
by dieter (3/30/24, 8:49 AM)
Procreate Dreams —
James Cuda unveils its revolutionary new animation tools at »We Are Playgrounds«...
by dieter (9/17/23, 7:25 AM)
Preblocking Areas! — Weniger sichtbare
Realitäten in der Organisation von dezentralisierten Strukturen. Über die fast...
by dieter (7/8/23, 9:26 AM)
Adobe Firefly — How to
Generate Creative Generative AI Models at the speed of your...
by dieter (3/27/23, 9:54 AM)
OMG – Österreichische Medien Gruppe
EG. Offene Objekt Orientierte Managementkultur, so lange die Farben noch...
by dieter (2/24/23, 9:02 AM)
Neville Brody — The end
of structure! — Challenging design paths — Beyond the obvious....
by dieter (4/18/22, 8:32 AM)
iGOR on ЖAP — Fabelhafte
Aussichten auf Glut! — Warum es wenig Sinn macht, die...
by dieter (3/6/22, 7:44 AM)
The Exfoliation of Love! —
Puredistance No.12 completes the Magnificent XII Collection. — 12 noble...
by dieter (10/16/21, 12:23 PM)