Reteid Resflet*24 Open Sources 7.3 |
Rosing the Wind — Picking the Thought! — Default #1, Tagung für Grafik und Kommunikation im Museum für angewandte Kunst, will es wissen. — Nun, ich auch! Am 27. Jänner geht es um »Voreinstellungen« in der Gestaltung. Eine Veranstaltung von Einerseits für Andererseits. Über die Assimilation von schleichendem Werkzeug im Alltag. Ingwer auf Topfen und seine lizenznehmende Autonomie in elastischer Vielfalt. — Also, mit was koch’ma jetzza?
dieter
11:33h
Default #1 entsteht aus dem Volk für das Volk und ohne Eintritt! — Hey, das find ich gut und auch dass der Zauber drum herum noch! keiner ist. Am 27.01.2007 stelle ich mich also für fünfzig Minuten dorthin und quatsche über Güte, Vergütung, Lizenzen, Open Zeugs und die Allianzen dahinter. Wahrscheinlich wird’s etwas persönlich, aber ich werde eher staubtrocken Ernüchterndes mitdrücken. Ja, wer Quark 7.1 tatsächlich unter den Fingern hatte, wird feststellen dass die Junx jede Menge Arbeit damit hatten. Echt, man hat das Gefühl »Poah«, ein »Wahnsinn«: das flutscht jetzt ordentlich! Luftlassende Effizienz hinter jeder Menge Eloquenz und dass alles unter vollkommen neuer Dringlichkeit. Wer nicht auf dem Kostenteppich bleibt könnte schon in die Euphorie von 1984 zurückfallen. Es gibt so was wie eine warme Mauer zwischen den beiden Konzernen und natürlich hätte jeder gerne den Markt für den anderen, weil die Leute, die das Zeugs benutzen in Frieden damit kochen wollen. Es ist Werkzeug, Alltägliches: nicht Brot. Nein: Werkzeug. Zudem in einem Gewerbe dass mit Drückerinnen und Drücker die konkrete und bodenständige Gestaltung weiterführen will und auch [in diesen Zeiten] für ihr eigenes Überleben sichern will. Kurz, die Abhängigkeit entsteht aus einer Lizenzbindung die Weiterentwicklung garantieren soll. Die Verbindung ist also durchaus emotional, wenn auch nicht ergründet. Ähnlich der Liebe lutscht die romantische Verbindung jenen Haken, der so lange nicht gesehen wird, solange Schmetterlinge tatsächlich den Bauch umkreisen. Nun, Quark will das ändern: ernsthaft buhlt man um die Butterschaft von Kunden, die man sich einst auf die Semmel strich. Es gibt leisen Unmut um das Produkt weil die Unnahbarkeit mit durchaus »divschem« Verhalten gleichzusetzen ist. Wer immer glücklich Support nutzbringend überstanden hat, weiß dass das Innenministerium in Wirklichkeit wesentlich freundlicher klingt als man das so meinen möchte. Durchaus ähnlich zu Telefonzeiten bei der Konkurrenz. Es stellt sich die berechtigte Frage wo man seine Seriennummern aufbewahrt: im Safe, am Klo, in der linken Socke, unter dem Gummihemd oder einfach in den handelsüblichen Aktenordnern. Gar nicht mehr nötig meint man, wichtig hingegen wenn man als Kunde sein »Prinzsein« versucht. Hinter dem Karton aus Flandern versteckt sich ein Callcenter das es in sich hat. Ein Callcenter »sind« moderne Ställe der Verbindlichkeit. Man findet leicht hin, schwer zurück und meistens im Kreise. Und doch braucht man es. Es sind die Personen die es im Grunde ebenso schwer haben einer Problembeschreibung zum rechten Tageslicht folgen zu können, um korrekt darauf antworten zu dürfen. Die Empfehlung: »Bewahren Sie Ruhe, es kann Ihnen nichts passieren!« — Ihr Anruf ist meistens ganz wichtig für uns! Woher die Güte nehmen, wenn sie nicht vorgestrickt wirklich wärmt? — Aus dem eigenen Überschuss, sprich Humor? — Nein, aus der unteren Hosentasche, denn genau dort sitzt das Depot das immer da ist, wenn auch nur selten an der Oberfläche sichtbar. Folgen Sie also ihrem eigenen Rüssel wenn es um Software geht, denn die Stimulanz von Mousebewegungen ist direkt gekoppelt mit geistigen Windungen im Zentralhirn. Waren Frontallappen noch persönliche Speicher lässt sich an den modernen Haarschnitten gut erkennen, wie zugekleistert heutige Ansätze Stirnbreite färben sollen. Es gibt jetzt Cremen die länger halten als der Schnitt an sich. Vorausgesetzt man wäscht sich nicht oder trägt Grafikerglatzen. Intelligente Transparenz ist ein gutes Schlagwort um die beiden Bullen etwas darauf hinzuweisen dass seine Nutzer durchaus Alternativen in Entwicklung hätten. Selbst zu doof werden Produkte wie »Xara-Extreme«, »InkScape« oder »Gimp« nicht vom Volk weitergestrickt und -genutzt und auch das gute Python gehuldigt wie der gute Guido dahinter. Es braucht also so was wie Softwarestars, weil »mehr Licht« her muss, als das Flatscreens eben hergeben. Natürlich hinkt der Vergleich etwas, aber ganz ähnlich zur gestaltenden Zunft wäre immer gut etwas mehr Schein als Sein am Finger zu tragen um die Erkenntlichkeit lokalen Machtverhältnissen zu entstauben. Der Vergleich ist so »schwul« wie seine nicht mehr existierende Randgruppe von kreativ schaffenden Sensiblen und doch auf sich Fixierten. Irgendwie müssen Softwarekonzerne davon gelernt haben denn Exklusivität steht so ziemlich auf jeder Packung und gibt Gewissheit über den Schweiß der Hersteller. Man kann ihn blos nicht riechen, denn Buttersäure ist schließlich kein Allgemeingut. Erst wer die Menschen hinter Software empfindet kann verstehen dass die über Jahrzehnte angesammelte Wut von Ingeneuren einer Hierarchie entspricht die endlich ans Tageslicht muss. Wenn Software die noch nicht erfundene Hardware darstellt oder bestenfalls dazu dienen muss, ist immer nur ein Teil in Nutzung. Natürlich kann so eine Eigenwirtschaft nicht moderner Vernetzbarkeit genügen. Immerhin werden wir zu Wireless erzogen und spätestens seit Apples »Bubblephone« können wir damit auch tatsächlich sprechen und schreiben. Was für ein Fortschritt! Alles mit dem Finger und ohne Hebel zur Navigation. Ein UI steht für Userinterface und stellt die Schnittmenge von verdaubarer Menge an Information und Interaktion dar. Am besten Unverschnörkelt, ähnlich wie in einer guten Corporate Identity die nur penetriert, aber niemals! »Kommen« darf! Ein Orgasmus im klinischen Sinne würde jedem grafischen Aufwand seinen Eigensinn nehmen und das romantische Bild auf der Stelle zu einem flachen Marketingkonzept verwixen. — Sowas geht natürlich nicht! Zurück zum Vergleich in Güte. — Beide Produkte sind gut, wenn Sie wüssten dass sie zueinander und lizenzfrei um Quanten nützlicher für alle wären. Wie kriegt man aber zwei Konzerne zur Joint Adventure miteinander? — Gar nicht, außer man stimuliert sie mit einem Promofilm der besonderen Güte. Selbiges werde ich auf dieser Tagung auch versuchen. Der Veranstalter samt Anwälten haben zugestimmt explizit homosexuelles Filmmaterial [Software wird ja zu 85% von Männern geschrieben] hinter meinem Rücken zu senden und es gibt jede Menge rechtliche Hinweise die zum Titel »Assimilation« seine Bedeutung gewinnen werden. Zuhörer die also schwachen Herzens sind, oder nicht die Volljährigkeit erreicht haben, müssen bitte ihren Platz im Foyer finden. Auch Zuhörer die sich durch fixierte sexuelle Handlungen abgestoßen fühlen. Der pornografische Vergleich dient [nebst seiner Geschmacklosigkeit] als Hinweis für alle kreativen Linzenznehmer sich ausreichend Sorgen um Ihre spezielle Disziplin des Gestaltens Gedanken zu machen. Es könnte durchaus sein dass das Material mehr vom Inhalt ablenkt, aber genau das tut Software auch. Daher fühle ich mich als Teil von diesem »Abusement« fast verpflichtet jenen Impuls zu geben. Ich wünsche mir allerdings dass so ein Beitrag weder Anlass zu Skandal, noch Aufregung ist, zumal die Runde ja faktisch »unter sich« mit Extremen der Auseinandersetzung sehr wohl geübt sein muss. Es wird ausreichend Möglichkeit geboten die faktischen Zustände beider Softwarepakete von den Firmen direkt vorgeführt zu bekommen. Daher wird mein fachlicher Vergleich auch vorwiegend mit der Auflistung der angegebenen Euphorika zu tun haben, weniger aber mit der Hauptbotschaft meines Vortrages: Denken Sie was Sie wollen! ... 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d.sign 2006 — Daisy Meek und Gerlinde Sixt laden nach Wien in die Säulenhalle des MAK. — Vom Freitag 1. Dezember bis Sonntag 3. Dezember treffen sich Künstler, Interessierte und Produzenten zur gegenseitigen Verkostung:
dieter
07:53h
›» Albertoni — [Design, Architektur] Hier die Aussteller im Überblick:
Säulenhalle des MAK Freitag, 1. Dezember, 14 — 21 Uhr ... Link
Kern Up The Volume! — The International Society of Typographic Designers [ISTD] announces that Prof. Erik Spiekermann, »I am Meta«, one of the best-known typographic and information designers, is undertaking a five venue Typography and Design Lecture Tour in the UK from 30 October to 3 November 2006 — Belfast, Glasgow, Manchester, Bristol and London, promising a highly informative, inspirational — and entertaining series.
dieter
09:52h
The event is split into two sessions. The afternoon is for students and tutors and will emphasize the importance of typography in graphic design. The aim is to raise the awareness, understanding, appreciation and application of typography in a number of contexts. A question and answer session at the end provides the opportunity for the audience to raise questions with the speakers. — The evening session is for professionals and will provide a platform for a showcase of work and ideas and perhaps a focus on a particular Theme. This will also be followed by a question and answer session with the audience. — Kern Up The Volume, the tour, starts in Belfast on Monday 30 October, and travels on to Glasgow for Tuesday 31 October, followed by Manchester Wednesday 1 November, and Bristol on Thursday 2 November, with the finale on Friday 3 November in London. Jonathan Doney, ISTD Chair, and instigator of this roadshow project comments. »Erik is very well respected in the design industry, and quite unique in his approach, especially when sharing his extensive knowledge and experience of typography and design – he is notoriously outspoken and always entertaining. I am sure the tour will create much interest in matters typographic, and with the other notable speakers taking part at each venue, it promises to be a very special series.« Freda Sack, President of ISTD comments: »This project is one of a series of initiatives by ISTD to bring down typography to a new audience. We are delighted that Erik has agreed to spend a week of his time on this »ISTD typographic roadshow«. KUTV follows on from the recent success of ISTD’s »My London, My City«, exhibition held in September during the London Design Festival.« At the end of 2005, Deutsche Bahn [German Railways] rolled out a new family of typefaces to be used in all their communications, except signage, where the status quo will survive for the foreseeable future. The new system of related Sans, Serif, and Slab replace Helvetica, the official corporate face, plus a plethora of others that had crept in without officially being acknowledged. The design process was unusual. We [Christian Schwartz and Erik Spiekermann] didn’t start with a Sans and added serifs to it, but we first designed a classic serif face, a kind of anglo-american version of Sabon [one of the faces used by the Bahn] and then a related Sans — not by cutting off the serifs, but by designing a typeface that can exist on its own. The Sans and the Serif have similar proportions, but serve quite different functions. The third member of the family is DB News, essentially the Serif with stronger serifs and reduced contrast. It was designed to be used in newsletters and newspapers printed on less-than-quality paper and often on digital presses. The Sans family also includes a Condensed and a Compressed version. DB Head is a slightly cleaned-up version of DB Sans. Originally, the client wanted to simply replace existing layouts in Helvetica by DB Sans. Every designer knows that this is never all that easy. A typeface implies its own type of layout, amount of white space, column width, sizes and mixes. The process of adapting printed matter like time-tables and other complex information media is under way and taking longer than any of us would have wanted. DB is still an organization with more than 200,000 employees, so every decision takes months, rather than weeks. Nevertheless, DB Type was submitted to Germany's most prestigious competition, the Bundespreis [Federal Design Prize]. And out of 400 submissions — all of which had already been chosen for having won prizes before — it won the top award in the communication category. The Bundespreis is The Official Design Award on behalf of the German parliament, so the award ceremony in February 2007 will be led by a cabinet minister. Freda Sack interviewed Prof. Erik Spiekermann FS: What first prompted the idea of the »typographic roadshow«?
FS: How important is it to »spread the word« outside of London?
FS: Do you feel that generally the perception of typography is that of a dull and dying craft — professionally and in education?
FS: Can typography be taught in an inspiring way?
FS: Amongst »professional« designers do you feel there is a need for a greater understanding of typography?
FS: In the scheme of things, communication wise, is typography important?
FS: Does it matter if design students come out of university lacking in the basic skills of structure and hierarchy that typography can offer to design?
FS: If you could nominate five people to have on board the »typographic roadshow« who could make a difference — past or present — who would they be and why?
FS: Anything else you want to add, without giving away the script for the week! Just being with friends, colleagues and other »typomaniacs« is worth giving up a week for. Not to mention countless lunches on the train, Baked Beans in train stations and cups of strong tea! — e Continue Touring Erik. ISTD the International Society of Typographic Designers, is the only international authoritative body for typography. ISTD aims to inform and inspire typographers, graphic designers, writers and educators engaged in the field of visual communication. Founded as the British Typographers Guild in 1928 by compositor Vincent Steer, who was described as an »advertising typographer« as early as 1911, its common bond a passion for the arrangement of words on paper. ISTD never loses sight of its original purpose: »to bring together in friendship and mutual help, all those with a love of the printed word«. ISTD membership denotes not only competence to design, but also acceptance of agreed standards and ethics of working. Design companies and other related organizations support the Society through Corporate Membership. Colleges and Universities can apply for Institutional membership. ISTD gives high priority to supporting design education. Membership is also offered to graduates who successfully complete ISTD’s Annual Student Assessment Scheme, initiated in 1977, and now running internationally. Personnel note from Dieter Telfser: Prof. Erik Spiekermann encouraged me to express clearly whatever I thought and felt. He showed me how to avoid any compromise. I would like to take this occasion to thank him for being what he is. And to participate in a very authentic and genuine kernel of expressive strength! ... Link
Help that Fits! — Chris Lohner im Gespräch über »passendes« Fundraising als Good Will Ambassador für Licht für die Welt. Caftans als eine verbindende Idee, die Welt nachhaltig freundlicher zu vernetzen. Unaussprechliches und doch Vermittelbares als kulturelle Hauptbotschaft einer Idee, die kleidet. — When Souls keep marching on!
dieter
09:13h
CL: Es ist eigentlich das Leben, das mich immer beschäftigt hat. Das Leben an sich und dann natürlich auch mein Eigenes. Einfach weil ich glaube, dass es so etwas wie den Sinn des Lebens im Allgemeinen gar nicht gibt. — Jeder muss das für sich suchen und natürlich habe auch ich mich auf jene Suche begeben. Das war ein sehr schmerzlicher Prozess, denn diese Suche setzt voraus, dass Du Dich selber mal kennen lernst. Und das ist etwas, wie ich im Laufe des »Mich Suchens« entdeckt habe, was viele Menschen im Grunde gar nicht so gerne machen. Weil Du auf dieser Suche im Grunde über Schwellen gehst, wo Du Dich zwar betrachtest, Du Dir aber nicht gefällst. Die meisten Menschen — und das finde ich auch ganz legitim — wollen sich in erster Linie eben lieber »gefallen« als »nicht gefallen«. Dadurch wird diese Selbstreflektion, dieses sich selbst von Außen betrachten auch relativ emotionslos, zumal der Punkt sehr bald erreicht ist, wo man sich selbst eben nicht mehr gefällt. Genau das ist aber jene Schwelle über die Du aber sehr wohl gehen musst, um überhaupt irgendetwas über Dich zu wissen. Ich sag das jetzt kurz: Wenn Du danach etwas über Dich weißt, dann kannst Du auch Deinen Sinn erkennen, bzw. den Sinn für Dein ganz persönliches Leben. Ein banales Beispiel: Wenn Du 190 cm groß bist, und es nicht realisierst, und Du möchtest aber unbedingt die Prima Ballerina werden, dann wirst Du Dich ins Unglück stürzen. Also, Du solltest einfach Bescheid wissen über Deine Dir gegebenen Möglichkeiten. Das kannst aber nur, wenn Du Dich wirklich mit Dir auseinandersetzt: OK das sind meine Sonnenseiten und OK das sind meine Schattenseiten. Ich glaube nicht, dass der Mensch aus Fehlern und Tugenden besteht. Ich glaube, dass sind Wertigkeiten, die wir schlicht erfunden haben! — Ich glaube auch nicht dass es das Gute und das Böse gibt. Das glaube ich einfach nicht! — Wäre ja auch zu banal. Das ist einfach lächerlich. Allerdings glaube ich sehr wohl, dass das Leben banal ist. Ich glaube, das Leben besteht aus ganz einfachen Dingen und sogar die gescheitesten Menschen können das ganz banal herüberbringen. Dass die weniger Gescheiten, auch wenn sie alt genug sind, sich hinter ihren komplizierten Tiraden verstecken müssen, ist bedauerlich. Das muss man aber irgendwann schlicht einfach nicht mehr. Irgendwann merkst Du einfach, »da bin ich jetzt«, »da hab ich mich jetzt erkannt«, »ich weiß was mir gefällt, was mir nicht gefällt«, »was die Sonnen-, was die Schattenseite ist«, »das bin eben ich« und ich bin gewillt das zu akzeptieren, so wie es eben ist. Ich bin auch gewillt, jene Dinge die mir vielleicht nicht so gut gefallen, wenn ich die Möglichkeit habe, leicht zu verändern. — Denn fest steht schon, dass nur ich daran arbeiten kann: also es kann mich niemand verändern, ich kann niemanden verändern, wenn, dann kann nur ich selbst mich verändern! Ich kann auch niemanden etwas »zu Liebe tun«, das birgt sofort die Opferrolle in sich und die Opferrolle birgt sofort die Aggression in sich. Und das sollte man im Grunde eigentlich vermeiden. Hier ist kein Afrikabezug notwendig, weil dies ja im Grunde für alle Menschen gilt! Der graue Star [Katarakt] ist Dir keine unbekannte Diagnose. Die häufigste dokumentierte Ursache hierfür ist eine schlechte Nährstoffversorgung der Linse, ausgelöst durch ganz unterschiedliche umwelt-, aber auch genetische Signale. Ich kenne getrübte bzw. erblindete Sichtveränderungen nur als zwischenmenschliche Zurückbildung und degenerierte Form im menschlichen Umgang miteinander. Respekt und Aufmerksamkeit gehören heute zu den kurzsichtigsten Themen, und trotzdem scheinen viele, gerade daran zu erblinden. Du hast Dich nicht nur aus gutem Herzen und Willen dafür entschieden, die Welt ein »groß wenig« selbst zu bereichern. — Was unterscheidet Deiner Meinung nach den »gesellschaftlichen Star« in seiner zerbröselnden Sichtweise, von Jenem, an dem Menschen effektiv erkranken, sich aber die benötigte Hilfe hierfür nicht zukommen lassen können?
Es hat sicher auch mit Angst zu tun: »Wohin gehe ich, wer bin ich, wo komme ich her?«. Vielleicht ist es auch dieses, was auf uns so hereinströmt an Medien, an Informationen...es ist ja auch diese ganze Yellow Press - Geschichte, die ja nicht typisch ist für unsere Zeit. Allerdings ist die Form sehr wohl typisch. Ich glaube ja, das dieses ganze »Schlüssellochschauen« zu anderen Menschen früher genauso war, nur ist halt damals der Herold auf den Marktplatz gegangen und hat getrommelt: »hier sehen Sie jetzt den kleinsten Riesen, die Frau mit dem Bart und die Frau mit den größten Brüsten«. — Da sind halt die Leute aus den Häusern geströmt und haben sich das angeschaut, und nach der Vorführung waren alle froh, dass sie das eben nicht hatten. Dann ist der Herold halt weiter gezogen, ins nächste mittelalterliche Städtchen, und hat dort getrommelt. Heute gehen die Leute nicht mehr außer Haus, und es trommelt auch niemand mehr auf einem Marktplatz. Jetzt kannst Du das alles zu Hause, gemütlich auf dem Sofa, via Fernsehen oder via Zeitung oder einem Magazin haben. In einer anderen Form, aber wenn Du es auf einen Punkt bringst, ist dies genau dasselbe Procedere, und dasselbe Muster. Was jetzt die tatsächliche Blindheit betrifft, wie zum Beispiel in anderen Ländern, wie Afrika oder Asien, was ja auch nicht davor gefeit ist; so ist dies ein anderer Zugang. Sie sind ja nicht blind gegenüber ihrer Umwelt, nein, ganz im Gegenteil: diese Menschen leben so dicht zusammen, weil die Armut die ganze Dichte entstehen lässt. Das Besitztum, also, dass was Du hast, rund um Dich herum ist, ist das was Dich und die Menschen soweit voneinander entfernt sein lässt. Je mehr Zeugs um so weniger kann ein anderer an Dich heran. Und wenn Du aber nix hast, dann kannst Du Dich wirklich ganz nahe zusammensetzen und dann noch das Wenige teilen, im Kreise, Schulter an Schulter, was Du eben hast. Das ist in Afrika aber nicht der Fall. — Dort sind sie dicht an dicht und da haben Sie eben, gerade weil dieser Kontinent auch von Naturkatastrophen, Hunger, Epidemien und Ungeziefer geschüttelt ist, Krankheiten, die es bei uns hier eben gar nicht mehr gibt. Diese Krankheiten gab es bei uns ja auch einmal, nur haben wir jene eben »chemisch« ausgerottet. Bei uns gibt es die ganzen Fliegen nicht, die ihre Eier in die Augen legen; auch keine Flussblindheit. Ich bin sicher, früher hat es das auch bei uns gegeben, nur ist dort die Zeit eben stehen geblieben. Damit haben wir natürlich was zu tun. Ich höre dann immer wieder: »es ist eh so viel Zeit vergangen, seit der Kolonisation. Aber »Was ist Zeit«?, »Welchen Zeitraum braucht man, um sich genetisch zu erholen«?, »Wie viel Zeit brauchst Du um Dir auch genetisch klar zumachen, dass Du eben kein Sklave bist, dass Du nicht Untermensch bist, dass Du sehr wohl eine Schulbildung brauchst. Dann denke ich ja nach wie vor, dass die größte Krankheit eben die »Armut« ist. Die Armut macht all das möglich, was ich z.B. dort sehe und darum ist diese Blindheit eine, die wirklich zu beheben ist! — Während ich mir nicht so sicher bin, ob die Blindheit, die in Europa herrscht, so leicht zu beheben ist, wie jene mit einer zwanzigminütigen Operation, dort in Afrika.
CL: Nein, Nein, Nein! — Ich glaube das hat Zeit! — Zumal ich die Absicht habe 104 Jahre alt zu werden — und das werde ich auch! Das weis ich einfach, weil ich doch noch so viel zu tun hab und das würde sich sonst eben nicht ausgehen. Gesundheit, Prost, weil es die Basis unseres Lebens ist. Gesundheit auch Dir. Es ist so! Wenn Du nicht gesund bist, kannst Du nichts mehr, wenn Du aber gesund bist, kannst Du arm sein, ja einfach alles Mögliche sein! Kranke Gesunde gibt es nicht! — Die Sprache ist die Kommunikation. Wir müssen uns darauf einigen, dass wir dieselben Vokabeln für dieselbe Sache verwenden. Die Sprache ist begrenzt und trotzdem ist sie so wichtig. Ich glaube, dass Schwingungen und Bauchgefühle viel weiter gehen, als dass, was wir mit der Sprache können. Mit den Wellen, die zwischen uns sind — und das geht ja auch in die Physik — glaube ich dass es falsch ist zu sagen: »die Chemie stimmt zwischen zwei Menschen«. Bevor man dabei ist zusagen, dass die Chemie stimmt, muss doch zu allererst die Physik stimmen, weil Physik sind die Wellen, daher ist das ein falscher Ausdruck. Die Wellen, die man aussendet müssen kongruent sein mit den Wellen des anderen, und wenn man sich dann näher kommt, ja, dann muss natürlich die Chemie stimmen. — Das glaube ich wirklich! — Der Beginn ist also der Körper. Aber, ich bin auf noch was draufgekommen: der Geruch muss stimmen! In erster Linie, bevor man sich überhaupt angezogen fühlt, d.h. bevor man es noch weiß, ob man durch den Geruch von einem Menschen angezogen oder abgestoßen wird. Ich rede vom Unterbewussten, vom Menschen und ich weiß von einer Studie, dass das letzte was der Mensch in seinen Sinnen behält, der Geruchssinn ist. Ich rede von der Kommunikation zwischen den Menschen, außer Du ziehst Dich aus dieser Gesellschaft zurück. Wenn Du dass tust, musst Du Dich natürlich nicht damit auseinandersetzen. Dann musst Du nämlich gar nix! — Wenn Du bei uns lebst, musst Du einfach bestimmte Spielregeln in der Kommunikation beherrschen. Das musst Du einfach. Es gibt einfach bestimmte Intimzonen die man respektieren sollte. Es wäre die schönste Form an Kommunikation. Sie wäre freundlich! — Es ist auch so, dass ich der Meinung bin — und da möchte ich wieder zum Thema Afrika zurückkommen — ich kann natürlich nicht die ganze Welt retten. Das ist einfach nicht möglich, aber ich kann sehr wohl Einzelschicksale erleichtern. Das finde ich schon sehr angenehm, dass ich das kann! Einfach - das ich das kann! Ich kann auch nicht die ganze Welt lieben, aber ich kann jeden Menschen, und das ist ungleich wichtiger, respektieren und ihn, in seiner Würde nicht verletzen! Das sind die wichtigsten Dinge, finde ich. Wenn Du das weißt, geht es. Es geht dann einfach, denn es gibt in Folge weniger Streit, weniger Krieg, weniger Beleidigungen und auch weniger Hässliches. Genauso wie ich finde, wenn die Menschen, jeder für sich, ein zufriedenes, ausgeglichenes Sexualleben hätten, weniger Streit und weniger Kriege zu Tage kommen. Ja, ich glaube das. Da bin ich ganz sicher: Hormone in Harmonie. Darum hab ich mir auch das Stück von der Franca Rame ausgesucht, weil sie sagt: Sex? Aber mit Vergnügen! — Und ja, das sag ich eben auch immer. Ich habe ja auch Erfahrungswerte: ich sehe frustrierte Frauen, ich sehe frustrierte Männer und dann denke ich mir: »Warum sind sie frustriert«? In Gesprächen erzählen mir viele Leute viele Dinge, ohne dass ich Sie überhaupt danach gefragt habe. Intime Dinge. Ich bin da offensichtlich ein guter Ansprechpartner. Nett bin also dabei nicht, weil ich das mit interessant umschreiben würde und das bedeutet bei mir eigentlich nichts wohl Gesonnenes. Nett ist eben ein »Hilfsvokabel«, das Dich über alles hinweg schwingt und damit sind wir schon wieder bei der Sprache. Das ist so, wie wenn jemand zu mir sagt: »Wie findest Du mein Kleid«? und ich sage: »interessant«. Also, wenn man mich kennt, kann man annehmen, dass ich das Kleid dann abscheulich finde. Wenn ich höre »heute bin ich wieder dran«, oder »heute muss ich wieder mal«, dann bedeutet das für mich, dass die Menschen ihren Körper, und sich selbst sich nicht ausreichend entdeckt haben. Dann haben sie auch kein gutes harmonisches Sexleben. — Wenn aber ein gutes Sexleben praktiziert wird, dann ist auch das Beziehungsleben nicht gefährdet.
CL: Prinzipiell muss man alles vergessen, was man über Europa weiß, wenn es darum geht in Afrika Geschäfte zu machen. Wie man überhaupt alles vergessen muss, was in Europa eben ganz normal ist. Alleine die Sache mit der Zeit und der Uhr ist in Afrika einfach eine völlig andere. Das ist nämlich genau umgekehrt. Wenn ich in Afrika z.B. in irgendeiner Hauptstadt zu einer Busstation gehe und frage: »Wann geht der nächste Bus wohin«, dann sagt mir der Fahrer: »Naja, wann er eben geht«! — Wenn ich z.B. eine Verabredung habe mit einem Chief, der ja dort das Sagen hat, der beispielsweise über 220.000 Leute befindet, so ähnlich wie im alten Rom, Daumen runter oder Daumen rauf, und damit über die Schicksale der Menschen bestimmt; also wenn ich frage: »Wann kommt er denn«?, antwortet man mir »Wann er eben kommt«! — Und in der Zwischenzeit vergeht einfach keine Zeit. Die Zeit vergeht erst dann wieder wenn der Chief da ist. Ähnlich wie beim Bus: da vergeht die Zeit erst dann, wenn der Bus eben fährt. Und vorher vergeht einfach keine Zeit. Es ist also absolut üblich, dass ich einer Hotelhalle sitze und mit einem Transporteur eine Verabredung habe, um die Stoffe, die ich eingekauft habe zu versenden; und er sagt, dass er um 11:00 Uhr kommt. Dann weiß ich, ich nehme mir ein Buch und warte vielleicht auch bis 15:00 Uhr. Und na ja, dann wenn er da ist, bleibt seine Verspätung ganz normal. Für ihn ist das auch kein Thema. Es ist einfach eine andere Einstellung zum Leben. Das muss man einfach vorher wissen. Was man auch wissen muss: ich möchte jetzt nicht verallgemeinern, aber so was wie ein Psychogramm für ein Land oder für einen Staat, ja das gibt es sehr wohl! — Es ist ihnen einfach nicht wichtig: wenn ein Mensch auf dem Weg zu mir ist, in Afrika. Wenn etwas dazwischen kommt, was fein ist, und was Spaß macht, dann wird er das einfach machen! Er ist sowieso ein heutiger Mensch! — Heutig bedeutet im Jetzt. Ich sehe das bei mir auch so. Ich bin ein heutiger Mensch, denn ich weiß ja auch nicht, ob ich morgen überhaupt noch aufwache. Ich habe ein ganzes Kapitel über den Tod geschrieben und ich finde ja, dass der Tod eines der aufregendsten Abenteuer ist, das uns noch bevorsteht. Das wohl letzte aufregende Abenteuer! Also, ich bin schon ein bisschen »heutig« geworden, auch durch alles was ich eben erlebe. Weil dadurch lebe ich auch intensiver. Ich verstehe die Leute dort aber sehr gut, weil der Mensch dort einfach keine Fenstertage, Urlaub und sonst was kennt. Der Afrikaner überlegt sich in der Früh: wie schaffe ich es bis am Abend das Holz zu finden um mir mein Essen zu kochen?, Wo ist das Wasser, dass ich dazu brauche? Reicht das Essen für die, die meine Familie sind? — Also das ist schon eine tägliche Herausforderung und jene beginnt einfach in der Früh. Darum habe ich natürlich auch diese Nachsicht: ich habe Geduld von der Bevölkerung dort gelernt. Ich bin an und für sich gar nicht geduldig, ich bin vor allem mit mir ungeduldig! — Dadurch bin ich mit anderen ungeduldig, weil ich relativ »geschwind« im Kopf bin. Das ist allerdings ungerecht, weil Du jedem in seinem Denkmuster belassen sollst. Es kann nicht sein, dass Du von jemandem verlangst, dass er/sie die gleiche Geschwindigkeit an den Tag legt wie Du. Das ist ein Dilemma, in dem ich mich oft befinde und ich finde das auch unfair. Ich arbeite daran, den Menschen auch ihr Tempo zu lassen. Schließlich lassen die mir ja auch meine Geschwindigkeit. Die Afrikaner haben eine Urgeduld: 300 Leute im Sand sitzend vor einem Spital in Ruhe und in sich gekehrt, warten einfach bis sie dran kommen. Wenn wir in den Bergen sind, dann kann es durchaus sein, dass dieses Camp nicht im Stande ist, alle 300 Wartenden zu behandeln. Dann werden halt ein paar wieder nach Hause geschickt. Die gehen aber ohne murren heim und sitzen am nächsten Tag eben wieder da — voller Geduld. Schau Dir ein Wartezimmer in Europa an und beobachte die Situation wenn jemand eine halbe Stunde warten muss, und eben nicht gleich dran kommt. Da gibt es die Revolution im Wartezimmer! Ich lerne sehr viel von dort. Vorwiegend die Geduld und Gelassenheit. Auf Europa adaptiert und in meinem persönlichen Umfeld habe ich gelernt »Milde« walten zu lassen. Ich lasse »Milde walten« Menschen gegenüber, die sich aufführen, als wären sie von einer Tarantel gestochen und vor mir auf- und abspringen, wie die Wahnsinnigen, wegen irgendeinem Blödsinn. Wegen einer Lappalie, wegen irgendeiner Kleinigkeit. Da kann ich heute zusehen, ähnlich wie im Kino oder wie in einem Theater und ja, da habe ich schon meine Gelassenheit und denke mir: »na ja er/sie wird sich schon beruhigen«! Oder ich stehe und warte auf mein Gepäck am Flughafen, wenn ich aus Afrika komme, und beobachte ausrastende Menschen, weil deren Koffer nicht gleich kommen. Da kann ich schon ruhig dastehen und einfach sagen: »ihr Koffer wird sicher gleich kommen«! — Es ist besser, sie regen sich nicht so stark auf, nach so einem langen Flug; weil das einfach nicht gesund für sie ist. Es ist einfach nicht gesund! Es ist ein Echauffiert sein für nix! Ich bin aber schon der Meinung, und das war bereits vor meiner Afrikaerfahrung der Fall: sich über etwas derartig aufzuregen macht nur Sinn, wenn ich damit auch wirklich etwas bewegen kann. Wenn ich etwas aber eben nun mal nicht ändern kann, macht es überhaupt keinen Sinn sich aufzuregen. Wenn ich durch meine innere Aufgeregtheit die Kraft und Energie habe, die Situation auch wirklich zu ändern, dann werde ich es auch können. Manchmal ist Flieger eben zu spät, aber soll ich mich deshalb am Flughafen am Boden legen und schreien? Werde ich ein Extraflugzeug bekommen, das mich nach Wien bringt? — NEIN! — Also wirst Du dich gemütlich in Eck setzen, eine Zeitung lesen und eben auf den nächsten Flieger warten. Also solche Dinge lernt man schon in Afrika! Ich fühle mich manchmal wie Siebzig und kann nicht begreifen, dass sich Mittfünfziger durch ihr Alter, in Ihrer Lebenskraft und -freiheit irritiert fühlen sollen. Aber auch im Allgemeinen habe ich keinen besonderen Bezug zur numerischen Sequenzialisierung von Mitmenschen. Du hast Dich damit ausführlicher beschäftigt, und ich kann es mir nicht verkneifen Dein wahres Alter zu erfragen. Mit »wahr« meine ich das selbst definierte, zumal ich überzeugt bin, dass man das nicht der Statistik überlassen sollte. Überhaupt, finde ich, kann man das Thema Zeit recht einfach entschrauben: Wer keine hat, möchte an seinen Prioritäten drehen, wer zu viel davon hat, wollte nie welche aufziehen. — Wenn der Wechsel die Sprungkraft neu anordnet, bleibt doch mehr als eine politisch wirtschaftliche Kraft übrig. — Woran erkältet sich die Jugend, wenn sie mit dem Malen nicht hinterher kommt?
CL: Also zu diesem Thema kann ich nur sagen: es ist weder Alter noch Jugend ein Verdienst! — Das Einzige, was ich finde, was ich der Jugend voraus habe, ist die Tatsache, das ich weiß wie es ist Jung zu sein. — Aber die Jungen wissen nicht, wie es ist älter zu sein. Das ist der einzige Unterschied, alles andere ist egal! — Weil es gibt alte Junge und es gibt eben auch junge Alte. Insofern ist das eigentlich auch kein Thema, weil es so individuell zu behandeln ist. Ich selber kann mein Alter auch nicht definieren: ich bin 63 Jahre alt. — Ich bin vielleicht 500 Jahre alt oder eben 2 Monate jung. Und alles was dazwischen ist, bleibt in meinem Leben möglich! — Würde ich so sehen! Dein Hund Stanley ist Schwul. — Homosexuelle, so habe ich das Gefühl, sind Dir in Ihrer Diskriminierung ein fast mütterliches Korrektivanliegen. Es ist schwer als »Sich-Glücklich-Zu-Fühlen-Habende« sexuelle Richtung, noch Subkultur dazu zu pflegen, wo doch jede Praktik ihrem eigenen Zauber unterliegt, und eine Krankheit die eigentliche Patronanz dazu übernimmt. Wer Freiheit vor seinen Augen braucht, definiert doch jene sexuelle Identität damit, die über Sexualität gar nicht zu begehen ist. Und trotzdem: die Realität zeigt ein ganz anderes Bild: Gleichberechtigung wird zwar erkämpft, aufgekocht und fixiert, besitzt im Grunde aber kaum kollektive Bewegkraft und Geltung mehr. Out ist zwar Draußen, aber damit auch schon Haftcreme für die/den Dritten. — Hast Du neben Deinem Commitment für Vögel auch »mindcrafted« Tipps?
CL: Also prinzipiell möchte ich sagen, dass ich eine Person bin, die sich schützend um Minderheiten kümmert. Und das war ja auch lange der Fall mit Homosexuellen. Sie haben z.T. in einem Dunkel gelebt, sie durften sich nicht outen und wurden sogar strafrechtlich verfolgt. Bei meinem Hund Stanley, hat sich seine Schwulität darauf beschränkt, dass er Männern mehr zugegangen ist, als Frauen. Also es hat mich insofern gekränkt, weil ich mit ihm zum Tierarzt gegangen bin, ich habe ihn gefüttert, ich habe seinen Popo gewaschen, ich habe seine Zähne angeschaut und na ja: das war eine Selbstverständlichkeit für ihn. Wenn allerdings ein Mann das Haus betreten hat, so war ich plötzlich Luft für ihn. Um ernst zu werden: es ist einfach so, dass ich durch meine Modelltätigkeit sehr viel mit Homosexuellen zu tun hatte. In einer Zeit, wo das absolut verpönt war, verfolgt wurde und wo diese Menschen unter der furchtbaren Angst der Entdeckung lebten. Da haben sich die Zeiten sehr geändert. — Also mich braucht man sicher nicht als »Schwulen-Ikone« darstellen. Das Pendel schlägt auch mittlerweile so aus, in eine Richtung, dass es mir auch zu viel geworden ist. Wenn etwas so lange im Verborgenen und im Verbotenen stattgefunden hat, schlägt das Pendel eben ganz besonders extrem aus.Das Uhrenbeispiel mit dem Pendel zeigt das gut, denn wenn man endlich raus kann und wenn es endlich akzeptiert wird, wenn die Öffentlichkeit sich nicht mehr dagegen stellt, ja dann wird der Jubel und Trubel und auch Freude darüber groß. Dadurch wird natürlich auch sehr viel überzeichnet und es entsteht eine Art Überschwang, der dann auch wieder zum Nachdenken anregt. Wenn ein Pendel sehr stark ausschlägt, findet es sich irgendwann wieder mal in der Mitte und das ist nun mal die Eigenschaft eines Pendels. Und so wird es auch wieder sein. Noch ist es nicht soweit, wo dies das absolute Hurra und »We are Special« darstellt, und ein bisschen Extrem für mein Empfinden ist. Dies zumal man sich mit einem anderem Extrem ja wieder in ein Out bringt. Das finde ich interessant, zumal durch diese Sonderstellung die Normalität fehlt. Das ist ja auch der Wunsch: »Jedem seine Sexualität, und das geht ja auch niemandem was an!« Dies auch solange es niemanden stört. Homosexualität stört ja nicht, störend wirken manchmal nur die Ausdrücke des Feierns das man eben frei ist. Ich glaube nicht das Homosexuelle heute so frei sind wie sie das gerne wären. Das Volk tut zwar so als wäre das eh alles fein und frei, aber in Wahrheit akzeptieren sie es eben nicht und drum ist das auch eben immer noch so wie es eben ist. Diese extreme Situation gibt es ja noch immer und an der stoßen sich ja die Leute. Es ist ein bisschen ein Circulus Vitiosus, so ein Kreislauf: also die Katze beißt sich in den Schwanz. Aber es wird irgendwann einmal anders sein. Prinzipiell unterstütze ich Minderheiten und ich bin immer gewillt das zu tun, weil ich immer auf der Seite der Schwächeren bin. Dies zumal ich ja in meiner Position auf der Seite der Stärkeren stehe, weil ich als öffentlicher Mensch eben eine Meinung machen kann. Und das kann ich auch! Das ist auch meine Stärke für die eben Nicht-So-Starken. — Aber das gebe ich als Überschuss auch mit Genuss und gerne und voller Freude. Ich glaube halt dass die Sexualität nicht vor sich hergetragen werden muss, bzw. auf die Stirn geschrieben werden braucht: ich bin schwul, ich bin lesbisch, ich bin gar nix. Es muss so selbstverständlich sein, dass jeder Mensch sich nicht mehr dafür interessiert. Also im Grunde nur mehr der Partner, den Du eben findest. Der Wunsch nach Normalität gilt auch als Wunsch für Homosexuelle. Es ist mir im Grunde egal, ob mein Automechaniker schwul ist oder heterosexuell ist, denn er muss im Grunde nur mein Auto reparieren. Und ich muss ehrlich sagen: ein Mensch, der ein erfülltes Sexualleben hat, wird auch an seinem Leben mehr Freude haben und damit in seinem Beruf. Und wenn mein Mechaniker schwul ist und ein feines Leben mit seinem Partner hat, wird er wahrscheinlich mein Auto besser reparieren, als irgendjemand der im Mörderfrust zu seiner Arbeit geht.
CL: Natürlich ist das schwierig! — Aber wenn man so lange etwas macht, wie ich das tue, dann hast Du das einfach im Griff. Da bin ich Profi. Es ist interessant was mit mir passiert, wenn ich erschöpft und fertig bin und vor der Kamera stehe: alles andere ist dann plötzlich weg! — Da kann mich niemand stören! Das kann mir niemand zerstören! Das geht sogar über meinen persönlichen Schmerz und meine Trauer hinweg. Als meine Mutter gestorben ist, bin ich 48 Stunden am Fußboden neben ihr gelegen, um zu schauen, dass ihr ja nichts fehlt. Sie sollte nur genügend Wasser bekommen, damit sie nicht dehydriert, aber eben in Ruhe sterben können. Dann musste ich, und das war einen Tag vor ihrem Tod, ins Burgenland um auf einer Gesundheitstagung für Männer einen Vortrag zu halten. Das konnte ich aber nicht mehr absagen, zumal ich fix ins Programm eingebunden war. Ich habe dort eine halbe Stunde geredet, ein Freund hat mich gefahren, da ich nicht mehr im Stande war selbst zu fahren, und ich bin trotz allem auf die Bühne, und nachher natürlich wieder zurück zu meiner Mutter. — Das kann man einfach! Man kann als Profi seine Sorgen draußen lassen; seinen Kummer. — Warum? Das Publikum hat ein Recht darauf etwas zu bekommen, ohne dass man seine Sorgen mitbringt. Die haben einfach draußen zu bleiben! Es interessiert die Leute nicht was mir weh tut, was mich kränkt. Sie haben quasi eine Art Eintritt gezahlt, um etwas zu bekommen, was sie unterhält und ihnen Freude macht. Und deshalb hat alles Persönliche draußen zu bleiben! Das ist für mich sehr wichtig und das ist auch das was ich unter Professionalität verstehe. Es interessiert niemanden und hat auch niemanden zu interessieren, wie es mir dabei geht. Die Liebe ist für mich nach dem Humor das Wichtigste im Leben. Nein, Humor ist das Allerwichtigste! Mit Humor kannst Du alles jedem sagen. Danach ist die Liebe das Zweitwichtigste. Die Liebe zu allen lebenden Geschöpfen. Ich habe einen halben Tag mit dem Dalai Lama verbracht und der hat mir das auch vermittelt. Ich meine, dass ich auf dem richtigen Weg bin, so wie ich denke und empfinde. So ist das kongruent, mit dem was er mir erzählt und da habe ich mir gedacht, ich habe ein Glück. Er ist ein Maß als Mensch, nicht als Gottkönig. Ich hab so ein Glück, dass ich all diese Geschenke, die ich besitze vom Universum bekommen hab. Ich habe einfach das Glück diese Geschenke zu erkennen und dafür bin ich dankbar. Es ist eben kein Verdienst, dass ich dieses oder jenes einfach habe. Und ich bin demütig hier in meinem Garten und wenn nicht gerade ein Meter Schnee liegt, gehe ich hinaus und drehe mich zur Sonne, strecke meine Arme und halte meine Hände hinauf und sage: DANKE Universum! Das ist einfach ein Geschenk. Ich habe einen Geschenkkorb mit Dingen bekommen, und es wäre eine Schande jene nicht zu nützen. Ich muss es einfach weitergeben. Alles was ich tue. Ich habe einen Beruf, wo man darauf angewiesen ist, einen Applaus von einem Publikum zu bekommen. Man sagt mir: Fein das wollen wir so. Dadurch habe ich ein gutes Leben, weil das ist ja eine Rückbezüglichkeit. Ich bin da nur gerecht. Ich kann nicht in einem Theater spielen, wenn der Saal leer ist. Ich brauche immer Leute, die sagen das mögen wir jetzt, das finden wir »fein«. Die Anerkennung — und es ist ja nicht unbedingt Liebe, die einem entgegenkommt — ist das Um und Auf. Mehr ist das nicht. Das Publikum applaudiert und akzeptiert Dich, und dadurch habe ich ein gutes Leben. Wenn Du das hast, und das mag jetzt jeder halten, wie er eben will, habe ich die Verpflichtung auch etwas davon zurückzugeben. Ja, für mich ist es eine Verpflichtung, da ich die Gnade und Güte erhalten habe. Und das mache ich auch! Selbst durch dieses Zurückgeben, kriege ich ja noch einmal etwas zurück. Ich kriege ja die Kraft durch mein Tun, obwohl sich viele durch meine starke Persönlichkeit gehemmt fühlen. Vor allem das andere Geschlecht. Es gäbe sicher Männer die ich hinreißend fände, aber sie trauen sich nicht her. Sie trauen sich einfach nicht her. Wahrscheinlich gibt es irgendwo da weit draußen einen tollen Mann, der ganz genau stimmt, aber er traut sich eben nicht her. Da kann man nix machen. Das ist schon ein bisschen eine Krux, der Menschen, die eben so sind wie ich; das sie eben ein bisschen in der Einsamkeit sind. Die brauche ich allerdings sowieso. Ich habe schon manchmal das Bedürfnis eine Schwäche zu zeigen. Das könnte ich mir an der Schulter eines anderen Menschen schon leisten. Dann würde sich jemand, der sich von meiner Stärke angezogen fühlt, wundern, dass ich eben Lust auf eine Schwäche hätte. Das ist eben das, was ein Mensch nicht so leicht versteht. — Es ist eben nicht so einfach! Mein bestes Rezept sind meine Freunde. Ich pflege meine Freunde und es ist mir auch ein Bedürfnis sie zu pflegen. Freundschaft muss gepflegt werden. Ich habe eine Hand voll Freunde, die mich durch mein Leben begleiten: schon ganz, ganz lange! Denen ist es egal, wo ich stehe, wo ich bin oder was ich gerade tue. Für die bin ich die, die sie lieben, egal in welcher Gestalt, in welchem Gewand, in welchem Zustand. Die gibt es einfach! Umgekehrt ist es ja auch so. — Der Preis, die Welt so zu umarmen, auf diese gewisse Weise, wie ich das eben tue, ist sehr hoch und auch sehr schmerzvoll. Es bringt mich oft bis zur Verzweiflung, aber ich kann eben nicht anders. Ich bin da eine Getriebene, eine Zornige: zornig über den Umstand, was Menschen mit anderen Menschen manchmal tun. Neben Deinem neuen Projekt, so entnehme ich Deinem öffentlich zugänglichen Zeitplan, gibt es jede Menge in Liste. Ich weiß zwar, dass Du gerne Eis und sachliches Gemüse koppelst, um bei Kräften zu bleiben, jedoch auch sehr viel für geistige Übungen in der Natur übrig hast. Ich denke mir, Kraft hat man, oder man hat sie manchmal eben nicht. Die Fähigkeit, das ändern zu können, basiert auf einem bei Dir sehr ausgedehnten Verständnis für Freunde und ihre Netzwerke. — Was würdest Du jenen Texturen schneidern, die sich im Grunde nicht so ausgiebig und nachhaltig mit Mensch und Energien auseinandersetzen können?
CL: Also prinzipiell kann das jeder! — jeder kann sich auseinandersetzen, jeder kann die Freude, die er gewonnen hat, wenn er Glück hat, pflegen, nur ist das halt mit Arbeit verbunden. Viele Leute wollen zwar, dass etwas funktioniert, aber ohne, dass sie sich selber einbringen. Das funktioniert nur nicht, denn du musst dich einbringen! — Wir leben in einer Gesellschaft, die sich einteilt zwischen »Nehmern« und »Gebern«. Ich zähle mich zu den »Gebern«, treffe aber oft auf Leute, die nur »Nehmer« sind. Mit denen kann ich natürlich auf Dauer nicht, weil ein Hin- und Her sein muss. Wenn das nicht statt findet, geht das eben nicht und Freundschaft heißt ja diesen Austausch zu pflegen. Wenn man das nicht tut, wird man sie eben verlieren. Es ist die Pflege von etwas was Du eben lieb hast. Wie eine Pflanze. Du kannst nicht erwarten dass Jemand immer für Dich da ist, wenn du für ihn/sie nicht da bist. Das halt ich schon für ganz wichtig! Das Wort Enttäuschung halte ich für falsch, weil es mit einer Erwartungshaltung zusammenhängt. Ich glaube, dass die »Erwartung« eine sehr ungerechte Haltung darstellt. Du kannst von Niemanden etwas erwarten! Ich kann ja nicht erwarten, dass wenn ich einen Menschen treffe, die/der in denselben Gedankenwelten zu Hause ist, wie ich. Das würde mich ja eben zwangsläufig enttäuschen. Erwartungshaltung halte ich einfach für nicht angebracht. Auch nicht 2006. Enttäuschung in seiner Bilanzierung und Begrifflichkeit ist etwas was einfach nicht aufgehen kann. Ich kann nicht von einem Mann erwarten, dass er meine Gedanken liest. Angenommen ich habe meinen Hochzeitstag und ich denke mir, er müsste jetzt mit Blumen und Champagner kommen und er kommt aber nicht damit, weil er es schlicht vergessen hat. Und ich bin jetzt beleidigt, weil er sich nicht daran erinnert hat, aber er kann ja durchaus einfach so viel um die Ohren gehabt haben, dass ihm das einfach abhanden gekommen ist. Egal wie, aber ich würde deshalb nie eine Erwartungshaltung an den Tag legen. Im Gegenteil dazu, versuche ich »milde« mit allen zu sein, ohne das mit Toleranz zu verwechseln. »Tolerare« heißt »Dulden« und daher mag ich das Wort auch nicht, weil ich mich nun mal nicht über Andere erheben mag. Aber zurück: Warum kann ein Mann vergessen? — Jeder kann was vergessen, klar, auch ich, wenn ich 18 Stunden im Studio bin. Ich finde das einfach menschlich, während eine Erwartungshaltung immer die Enttäuschung birgt. Im Gegenteil, käme er jetzt mit Blumen, würde ich mich einfach total freuen, weil es eine Überraschung ist und nicht voreingenommene Verurteilung, weil er möglicherweise nicht daran gedacht hat. Schmollen macht also überhaupt keinen Sinn, denn wenn müsste man schon was sagen: »Hey, Du hättest daran denken können: wo sind die Blumen«? — Ich bin nach wie vor der Meinung, dass, wenn Du etwas haben willst, Du es auch sagen musst. Dies gilt auch für jenen Fall, wenn Du es eben nicht haben willst. — Du musst es einfach aussprechen. Das gilt ja auch für den Sex. Viele Menschen sind allerdings zu gehemmt dazu. Sie mimen lieber den Wahnsinn und das Glück, und denken sich in Wahrheit: »Was koche ich morgen«? — Die Basis zur Erfüllung einer Harmonie bleibt also die Ehrlichkeit. Dann läuft das auch! In dem Moment wo einer sich ausklinkt, kann das auch nicht mehr funktionieren. Das musst Du nur spüren!
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