Gezeugt auf der Mastauner Alm, 1968
Weil es regnete...
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© Josef Telfser 2011
Lesetipps: »Alles von mir gelernt« — Peter Bichsel — Suhrkamp Verlag — ISBN 978-3-518-41099-8 — Peter Bichsel erzählt, erinnert sich, denkt nach, sagt seine Meinung, träumt und lächelt, und alles, was ihm begegnet, wird zu einer Geschichte, die mal im Bergdorf Barbiana spielt, mal in einem Restaurant in Norddeutschland, oft in einer Beiz in Solothurn oder, weit weniger oft, im fernen Amerika. Und er erzählt von seinen Leuten, von Schampi Gerwig, dem jüngst verstorbenen Änneli, von Beaujolais, dem alten Boxer, oder von Martina Hingis, einer Heldin unserer Zeit. Alles von mir gelernt sind: die schönsten und treffendsten, die witzigsten und traurigsten Kolumnen, die Peter Bichsel von Januar 1995 bis Dezember 1999 geschrieben hat als einer, der sich und andere beobachtet und kommentiert. Wichtiges wie scheinbar Marginales notiert und, wenn nötig, sich einmischt. In diesen Kolumnen, die nicht mehr und nicht weniger sind als kleine Erzählungen, wird unser Alltag lebendig und farbig. Mit Staunen nehmen wir wahr, daß es Peter Bichsel immer wieder gelingt, aus kleinen Begebenheiten funkelnde Stücke Prosa zu zaubern – in denen alles »zur Wahrheit« wird, sofern »man es erzählen kann«. Und in denen anklingt, was schon vor vielen Jahren der berühmte Clown Grock in seiner Autobiographie zu sagen wußte, die da hieß: Ich lebe gerne! »Nichts ist erledigt« — Klaus Staeck — Steidl Verlag — ISBN 978-3865210968 — Zu den Leitmotiven Klaus Staecks gehört sein nicht zu bändiges Streben nach Aufklärung. Eine scharfe und unablässige Wachsamkeit im Ausbeuten der großen und kleinen Wechselfälle des Lebens treibt ihn. Es geht generell um das Böse und die Bösen und die tiefe Überzeugung, einer Gesellschaft, die besser, schlechter oder gar nicht Verdienende nur noch nach den Möglichkeiten ihres Konsumverhaltens unterscheidet, Freiheit und Würde entgegenzusetzen. Aufklärung, soweit gut. Aber wer klärt uns auf über die Aufklärer? Die theoretischen Grundlagen der Aufklärung sind nicht seine Sache. Klaus Staeck ist ein praktischer Mensch und Anwalt der kleinen Leute. In ihrem Interesse observiert, spioniert er und betreibt Gegenpropaganda. Die wichtigen Leute unserer Republik, die er so heftig angreift, mögen ihn natürlich nicht. Aber auch die linken Theoretiker in ihrem ganzen Ernst sind nicht gerade seine Freunde. Sie beschimpfen ihn als Oberlehrer, Dauerquerulanten und Handlanger der Bourgeoisie. Das Sprichwort »Viel Feind, viel Ehr« scheint auf Klaus Staeck gemünzt. — [Harald Falckenberg aus Klaus Staeck. Von Bitterfeld nach Heidelberg. Ein Stück Deutschland.]
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Wieso hat man ständig das Gefühl Sie wollen uns Ihre wahre Geschichte bzw. Herkunft über verblümte Ausreden verheimlichen?
Weil sie sich die Mühe der Recherche über die Komplexität meiner Persönlichkeit abschminken können. — Sogar Menschen die mich in meinem intimen Lebensphasen begleitet haben, wissen letztendlich gar nichts außer eben ihr für diesen Zeitraum gefasstes Selbstbild. So etwas ist mir viel zu wenig kritisch, als dass ich davon lernen könnte, bzw. auch Freude an der sog. Wahrheit haben könnte. Bedenken Sie, dass ich nicht ohne Grund ein sehr gefinkeltes persönliches System der Verständigung für mich aufgebaut habe, um genau jenem Gemüse auszustellen, welches unnötige Zeit und vor allem genau jene Ausreden kostet, die Sie hinter meinen Worten vermuten werden. Frei ist das, was man selbst noch! nicht
im Stande ist, sich dazu vorzustellen. Erfolg ist das, was andere damit
für ihren Zweck gegen messen. Insofern, also kaum relevant.
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© Dieter Telfser 2009
Die Konstruktion eines todsicheren psychischen Systems verleiht dem »Ich« die Stärke einer computergesteuerten Ratte, welche zum unbesiegbaren Wächter des Seelenlebens wird — doch um den Preis von dessen inneren Tod. Ein lebendiger Kontakt mit anderen »muss« vermieden werden, da erst durch das System von Verleugnungen und Zurückweisungen versinnbildlicht werden kann, dass jeder andere den Tod bringen könnte, aber niemals man selbst. Das Dilemma: jede noch so normale Situation wird durch ihre »Andersartigkeit« als gefährlich, wenn nicht gar bedrohlich eingestuft. So bleibt vieles in gut behüteten dystopischen Fiktionen wohl eine unentflammte Vision von Warnsignalen über die Entwicklungen des gesellschaftlichen Gegenwarts- aber auch Zukunftsbildes. Zeit ist gemessene Erfahrung! — Erfassbar z.B. in den Ausschlägen eines Pendels, den Umläufen der Jupitermonde oder der Länge einer Reise. Auch Empfinden und Denken kostet Zeit. Das ist an der Gehirntätigkeit z.B. über ein Elektroenzephalogramm messbar. Physiologen finden, dass der Mensch eine Art Zeitquant besitzt, eine Zeiteinheit von etwa einer Zehntel Sekunde. Der durchschnittliche Mensch hat somit einen Zeitvorrat von 40 Milliarden menschlichen Zeitquanten, also 40 Milliarden Erlebnisse, bzw. Wahrnehmungen.
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Smart Junctions! — Ein überfälliges privates Statement zum Thema Freunde und meine Unfähigkeit, jene zu erkennen. Amici esplicitamente non graditi. Handheld versus Entfaszination einer möglicherweise schillernden Persönlichkeit. — May any Exception be with you!
Ich mag Menschen! — Dummerweise sind Menschen aber keine zu pflegenden Pflanzen, sondern recht profund agierendes Zellgewebe. In diesem Sinne möchte ich ein recht privates Statement hierzu abgeben, zumal mir jene Kommunikation manchmal selbst ein Rätsel ist und bleibt. — Vor allem im ach so anderen Wien scheint ein schriftliches Regelwerk hierzu, auf Grund der allgegenwärtigen East-Elasticity, hilfreich. Die an und für sich gut geglaubte Abschottungstechnik reicht nicht aus, um mich vor meiner eigenen recht naiven Selbstschutztechnik zu bewahren:
1. — Ich bin eine Oberzicke!
Die Art und Form meiner Darbietungen, Wortwahlen und Hirnverdrehungen entspringt selten einem 50:50 Dialog, sondern, wie ich zum vielten Male feststelle, einer überdrehten Form von nicht kanalisierbaren Botschaften, die den Gesprächspartner irritieren, aber auch faszinieren können. Das liegt nicht an der Stimme bzw. an der Körperquelle, von der aus ich spreche, sondern an einem Zustand, der mit Freude an der Begegnung eine klarer strukturierte Gesprächskultur für vollkommen überflüssig hält.
2. — Ich hasse es zu Faszinieren bzw. zu Beeindrucken!
Tue es bewusst oder unbewusst wohl trotzdem. — Meine Bauernherkunft wirkt mit Hochdeutsch zwar wie aus Frankfurt, das Temperament bleibt jedoch Schnalserisch. Ob ich nackt oder in gewählten Beinkleidern authentisch wirke, war nie studierte Absicht sondern »Freiheitskultur«, und die ist mittlerweile ganz bewusst reduziert auf Fotostudios, da ich nur teilweise die Kraft und Zeit finde, mich mit meiner Umwelt auch nachhaltig auseinanderzusetzen. Ich habe allerdings selten Nachsicht für Menschen, die sich durch meine Präsenz vor den Kopf gestoßen fühlen mögen bzw. gleich rosa anlaufen.
3. — Ich bin kein Psychiater!
Meine Lebenserfahrung basiert auf der Erziehung durch Tiere. Daher habe ich kein Verständnis für Menschen, die glauben, meine Beobachtungsgabe könnte für Ihre persönliche Identitätsentwicklung zur Entspiegelung genutzt werden. Ich bin auch kein Hellseher noch Genie, noch besonders talentiert. Meine Arbeit sehe ich als das liebevolle Arrangieren von Blumen. Punkt. — Ob das Detail oder Glosse ist, will ich nicht mal wissen und sehe das auch nicht mit einem Marktwert verbunden. Die Überzeugung lautet: Kiss the Future — Share the Universe!
4. — Ich bin sexuell nicht ortbar!
Ich behalte mir weder ein Outing vor noch sehe ich die genetisch verbundene Notwendigkeit zur gesellschaftsfähigen Reglementierung. Ob Sie Hetero-, Bi-, Trans-, oder Homosexuell zu mir sagen, ist mir im Grunde Käse. Ich würde mich zu jener Opposition bekennen, die keine Religion daraus macht. Verstutzt kann ich keinen Unterschied zwischen Gehemmten und Entzwirbelten Wesen im menschlichen Beitrag erkennen. — Körperöffnungen sind keine Glancekonzepte. — Never Fuck Alone!
5. — Meine Duftwolke ist gewünscht!
Ob und wie viel Körpergeruch auf welchen Duftböden Nasen nährt, ist rein egoistisch konzipiert, und hat nichts mit Hygiene zu tun. Die Botschaft ist recht einfach: Wahren Sie einen Körperabstand von mindestens eineinhalb Metern! Meine Kopfnoten basieren immer auf Holztönen. Pflege kommuniziere ich nicht über frische Bouqets oder lederigen Assets, sondern über die Ambivalenz von archetypisch gelernten Botenstoffen. Jene sind so gewählt, dass Penetranz ein Grundmuster in der Wahl der Qualität bleibt. Stefanotis auf Zeder ergeben mit Schweiß eben nichts anderes außer eine überparfümierte Zeiterscheinung. Ich trage öffentlich also keine Düfte, sondern versuche gezielt zu stinken!
6. — Es gibt keine großartigen Geheimnisse!
In Südtirol nennt man so jemanden wie mich ein »Urvieh«. Damit gibt man zum Ausdruck, dass jemand ein Original ist. Das erachte ich weder für bemerkens- noch auszeichnungswert. Es gibt eine außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit, die mit simplen Überlebenstechniken zu tun hatte und vom Leben, also der Straße, gelernt ist. Dementsprechend funktioniert sie auch. Meine Lebensphasen waren immer medizinisch begleitet, zumal ich den zwischenmenschlichen Dialog hierfür als zu »ineffizent« und langsam erachtet habe. Ich werde mir Eingriffe und Techniken jedoch so lange vorbehalten, bis ich den Zeitpunkt für die Veröffentlichung für gesichert genug erachte.
7. — Ich liebe Blumen!
Das bedeutet: als schön empfinde ich, was eigen ist. — Die Eigenartigkeit von Menschen an sich lässt sich natürlich nicht verallgemeinernd richten, und trotzdem klingen viele meiner Aussagen effektvoll absolut. Das liegt einerseits an der z.T. treffenden Formulierung [wenn jene überhaupt ankommt] und andererseits am Faktum, dass es eben nichts Absolutes gibt, was nicht ständig neu oder unter anderen Blickwinkeln neu gefächert werden sollte. In diesem Sinne bleibt ein bunter Hund, der zu laut bellt, also keine politische Gefahr, sehr wohl aber eine präzisierte Positionsangabe. Entnervt verfolge ich also statistische Erhebungen, die belegen, was ich sei oder eben nicht sei.
8. — Mein Misstrauen ist begründet!
Unsicherheit ist die stärkste Form an Sicherheit, allerdings übe ich hie und da auch Naturinstinkt. Das hat den Grund, Sachlagen vielseitiger zu fächern, als sie sich vom ersten Anblick heraus besprechen ließen. Die Erfahrung mit Übergüte zeigt sehr deutlich, dass die Qualität an einem entsetzlich unverstandenen Niveau angelangt ist. Das Gedankenmuster, keine Opferrollen darstellen, die es zu beheben gilt, halte ich für wichtig zu bemerken. Der Begriff »devot« [devotus = Hingabe] kommt von »sich in einer Aufgabe aufgeben« und nicht von einer sexuellen Praktik. Es wäre also gut zu wissen, was Ihr persönlicher Nutzen und Vorteil unserer Bekanntschaft ist, bevor Sie sich ihr hingeben. Sonst werde ich sicher sehr bald danach fragen.
9. — I am Not going to Rock You!
Auch wenn es so ausschaut als könnte ich in meinem eigenen Film auch andere Filme spielen, gebe ich bekannt, keinerlei filmische Vorbildung und Wissen, noch besonderes Interesse am darstellenden Gewerbe zu haben. Ich brauche meine regenerativen Träume und die reichen mir als Sichtgut allemal. — Schauspiel ist alltägliche Sequenzialisierung und keine Bühnendisziplin. Auch wenn das Leben die Bühne zu sein scheint, habe ich nicht das Gefühl, ich müsste jemand anderem die Entscheidung über die Lichtinklinationen überlassen. Man kann lachen, kann es sich notfalls aber auch speichern.
10. — Ich will Feuerwehrmann werden!
Brände legen und Brände löschen war an der Bauhaus Universität schon 1997 eine spannende Disziplin. Es war der anfängliche Stiftungscharakter, der jetzt über ein Fullhouse-Konzept seinem neuen Namen gerecht wird. Ich wünsche mir: auch in emotional wissenschaftlicher Hinsicht und nicht erdrückt vom großen schweren Namen. Wenn ich Dinge in anderen Menschen auslöse, erwarte ich mir deren Reflektion und nicht meinen Monolog als Denkgeschwader. Es ist einfacher zu glauben als zu überzeugen. — Trotz allem ist der Glaube wichtiger als die Überzeugung.
11. — Ich bin kompliziert!
Alles lässt sich über rethorische Federführung ins Nichts auflösen und trotzdem bleibt die Substanz einer Aussage eine über viele Kanäle haftbare Methodik. Wenn eine Zielgruppe nicht als solche belegt werden kann und verpulvert wird, was an Puffer einst Purée war, habe ich nicht das Gefühl, ich müsse einem Marktsegment gerecht werden. Die grafische Industrie hat sich wund gezeichnet, und das liegt wohl nicht alleine an den eigentlich vielfältigen Werkzeugen, die wir heute dazu benutzen können. Handwerk hat sich aber recht weit von seinen einst goldenen Venen entfernt, finde ich.
12. — Ein Bild ist kein Schnappschuss!
Handyfrei seit 2004 erwarte ich mir analoge Dokumente, damit sie als solche auch erhalten bleiben. Ich kann nach zweieinhalb Jahren vollkommen ohne Handy berichten, dass das Zeitmanagement wesentlich besser und vor allem effizienter abwickelbar ist. Die Reaktivierung fand nach 8-9 Monaten seine fruchtbare Umsetzung. Es gab Notsituationen und Ja, — die waren dann auch wirklich welche. Ich habe sogar in Jenen meine Entscheidung nicht bereut, sondern stifte ganz im Gegenteil immer noch gerne an, mehr Wireless zu denken, als die dazu passenden Geräte zu benutzen. Flexibel ist wirkliche Zeitverbindlichkeit allemal mehr als seine geschäftige Neurotik.
Sie müssen mich also nicht mögen,
um sich selbst zu mögen!
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© Dieter Telfser 2006 | dieters mood hood
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Also wenn ich was sehe, dann merke ich mir das meistens. — Nicht weil ich das so interessant finde, sondern weil ich gar nicht anders kann. Ich lerne nicht von Wörtern oder Büchern, sondern meistens von mir zugetragenen visuellen als auch musikalischen Eindrücken.
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Major Changes Happening! — Inside Outside als improvisierte Erbübergabe von Generation zu Protein. Über die kulturelle Deutung von medialen Darstellungsformen als Vergangenheitsentlastung. Ornamente als Orte der »höheren« Wesensbildung. — Landström auf Stadtsprung.
Philosphie als symbolische Formensprache birgt die Chance, Medien in ihrer Ordnung auf einen sozialen Nenner zu übertragen. Die Gemeinsamkeiten, aber auch Brüderlichkeiten, dienen einer möglichen Wirklichkeit in ihrem Konstrukt genauso wie deren Interpretativität selbst. Die Vorstellung des skizzierten und sich ständig mutierenden Spektrums in seinen Penetrationsmöglichkeiten nimmt Bezug auf jene Bilder, die Orte und reale Städte gerne verfremden lassen. Hinter den gezeigten Informationen verbirgt sich das Potential an Einzelbildern, welche durch die gegebene Grenzenlosigkeit ein fast »religiöses« Raumempfinden mystifizieren.
Die Orte für die Aufbewahrung und Weitergabe von Wissen sind deshalb von außerordentlicher Wichtigkeit, da die Perspektiven und fundamentale Repräsentation fest verankert werden sollen. Somit sind die von ihren Carbonaten erlösten Transparenzen ein fast schwereloses Konzept der Seele etwas Paratechnisches zu vermitteln. Die naturwissenschaftliche Utopie mit seiner gut durchbluteten Gehirnfunktion als Speichermedium zum Denken zu animieren, bleibt eine der konzentriertesten Wunschsymbiosen des Menschen in seiner Ablenkung vom Denken selbst. Die Faszination, eine möglicherweise nützliche Dimension zu gestalten, vergisst dahinter seine dualistischen Konzepte: Waren es einst noch Körper und Geist, Hirn und Herz, so sind das heute Stabilität und Realität. Die Visualisierung der sich alternierenden Konstruktionen legen das Augenmerk vorwiegend auf die Einprägungskraft der Inhalte, die dann in einer Art Konserve neue Sichtbarkeiten zumindest als Depot aufzeigen sollten. Die extrem unterschiedlichen Rezeptionsweisen von Mythen, Bildern und Kulturen machen schnell klar, dass die formalen Aneignungen den entscheidenden Inhalten nicht folgen. Zwischen Fiktion und fixierter Geschichte in ihrer gelebten Zeit- und Erfahrungskomponente kommen bestenfalls defragmentierte Splitter zu Tage. Das Unterscheiden von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist heute also eine visuelle und ständig neu zu stiftende Illusion. Auch wenn Individualität als Errungenschaft und Bildungstechnik die beste Trennung von persönlichem Ort und sozialem Erfahrungsterrain bilden sollte, bleibt dies sein sich selbst soziologisch immer weniger reflektierender Zyklus. Der Index für Authentizität braucht seine leicht merk- und lernbaren Spuren für den gesunden Alterungsprozeß. Ob als Ikon oder als ihm ähnlichen Film unterliegen alle Eckpunkte einem optischen, also bildhaften Kriterum als Referenzobjekt im Produktionsablauf. Die Fotografie gab ja beispielhaft vor, Gemälde und Skulptur in einer toten Maske zu mystifizieren. Jeder auch noch so experimentelle Abdruck bedeutet in seiner Hinwendung aber nur die Radikalisierung eines Paradigmas, das sich selbst auf die Spitze treibt. Was ein Filmstreifen immer noch nicht kann, verwischen die Spuren des Vergehens der Patina selbst. Aus vielen Gründen gilt indexikalischer Zeichengebrauch deshalb heute als genetisch primitiver Prozess. Das enge Ineinander von Gedächtnis und Material sehe ich deshalb auch als einen Rückgriff auf physische, bildfremde Materialen, da diese dem Authentizitätsversprechen nicht gerecht werden müssen. Die Reaktion auf das Verschwinden einer Art sinnlicher Evidenz aus den politischen und gesellschaftlichen Erfahrungen bilden Produktionstechniken, die mich stark an die Pionierzeit von Fotografie und Film erinnern, aber die Bedeutung des Gedächtnisses schlechthin hervorstreichen. Die signifikante Relation von hybrid erzeugten Bildern und die damit verbundene Sprache beziehen sich heute auf einen radikalen Typ Mensch, der in seiner Sprache und Form selbst Schiedsrichter spielen will. Die Motiviertheit bzw. die Natürlichkeit der Auffassungsgabe und das damit verbundene komplementäre Prinzip abstrahieren konventionelle Zeichen mit der Fähigkeit, soziale Gedanken verbinden zu können. Das digitale Universum verspricht deshalb einen Ausweg, weil die Verdichtung von verbindlichen Signifikanzen eine Kontinuität andeutet. Diese Form an Kongruenz und technizistisch anmutenden Bildern gewährt einen Blick in die Struktur der Erschaffung von Netzen. Räumlich präsentiert sich das Ideal ja als Stimulanz für Vergangenheit und Zukunft zu gleichen Teilen. In sozialer Hinsicht streckt die Verheißung, ein anti-hierarchisches Prinzip in einem zugänglichen Medium zu nutzen, endlich eine Art basisdemokratische Hand entgegen. Das prinzipielle Misstrauen gegenüber sprachlicher Beliebigkeit liegt ja vorwiegend in seiner relevanten gesellschaftlichen Vermittlung- bzw. in der möglichen Verzerrung von gelebter und faktischer Geschichte. Ob nun verlorenes Paradies oder die visuelle Neugier als Lust an seine im Zaum gehaltene Erinnerung, stellt einen erstaunlich subjektiven Blick auf Themen die mit der Lupe oder durch das Schlüsselloch ihren eigentlich charmanten Erziehungsspielraum völlig verloren haben. Die aktuellen Darstellungsformen von demaskierenden Zur-Schau-Stellungen kommen, für mein Empfinden, der Form einer Zypresse ziemlich nahe. Spezifische Erinnerungsqualitäten tragen aber sowohl reale Körper als auch photokinetische Prozesse. Mit dem Übergang der visuellen Zunft in ihr digitales Versprechen ändern wir nur die Bewegung des Verhältnisses zu seinen omnipotenten Löschvorgängen. Vorsicht!
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© Dieter Telfser 2006
Das größte Problem bei der Anwendung von visuellen Eigenschaften als raumbezogene Identitätsformen bleibt wohl das Kriterium für die Festlegung entsprechender Verwaltungstechniken, die als Vermittler zwischen lokal-topischen und regional-chorischen Ebenen zu vermitteln verstehen. Eine Überleitung halte ich deshalb für wichtig, damit man Identität als wirklich vernetzendes Kriterium mit anderen für die noch zu erschaffenden Parameter vergleichen und dadurch vermitteln kann.
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