Reteid Resflet*24 Open Sources 7.3
Friday, 28. July 2006
Aus Stil an der Blüte. — Christa Flora über die sieben Fragen des Lebens. Ein unpersönlich, persönlicher Fragenkatalog an eine Frau die Lanzen bricht, Musen arrangiert und spielerisch mit Winden umzugehen weiß. — Schach auf Seide, mit ganz leisen Fragen dieser Zeit.

© Dieter Telfser 2006 — Aus Stil an der Blüte. — Christa Flora über die Sieben Fragen des Lebens. Ein unpersönlich, persönlicher Fragenkatalog an eine Frau die Lanzen bricht, Musen arrangiert und spielerisch mit Winden umzugehen weiß. — Schach auf Seide, mit ganz leisen Fragen dieser Zeit.
© Dieter Telfser 2005 Als Tochter von Hermann Flora wirst du gerne in Verbindung mit Deinem Onkel Paul Flora gebracht. Wie würde die Tochter ihren Vater beschreiben, und was unterscheidet Dich, eine Vinschger Generation weiter, von seiner künstlerischen, aber auch sozialen Federführung?


CF: © Dieter Telfser 2005 Mein Vater Hermann: Mit ein paar Zeichenstrichen bringt er mich zum Lachen, Staunen, Grübeln. Er singt, pfeift und jazzt, lernt Sprachen ganz nebenbei, ist ein wandelndes Geschichtsbuch, schreibt Reime und vieles andere. — Und: Er ist zurückgezogen in sein Tal, hart, und mittlerweile krank.

Ich, seine Tochter: Ich danke meiner Großmutter für all die Luftlöcher, die sie mir bot, um aus dem Dasein mit diesem dominanten Vater und dem trockenen Vinschgau auszubrechen. Die Sommer am Bodensee waren Freiheit und Selbstfindung. Abstand vom erdrückenden Vinschgau, der nur Bauchweh machte und wo ich mich immer als Fremde fühlte. Die Rückkehr von der weiten schwäbischen See in das Vinschger Nest war hart. Und ich war hart zu mir. Mit keinem habe ich darüber gesprochen, wie eingekerkert ich mich fühlte. Damals dachte ich, dass der Mensch wohl immer irgendwie leiden muss. Ich tat es mit dementsprechender Leichtigkeit. Zum Glück.

Meine künstlerische Ader: Ich habe ein paar feine Begabungen, aber ich bin keine Künstlerin; weil ich auch nie eine sein wollte. Weder die Schauspielerei, noch die Musik, noch mein Job haben derartige Allüren in mir aufkommen lassen. Zudem habe ich neben meinem Vater meine Begabungen lange Zeit als uninspiriert abgetan. Heute habe ich eine selbstverständliche Einstellung zu dem was ich kann und nicht kann.

© Dieter Telfser 2005 Du bist ein Sonnenkind und trotzdem wehte für Dich in Südtirol manchmal auch ein recht rauer Wind. Du hast es trotz vieler glücklichen Umstände nicht immer leicht in Deinem Leben gehabt: Deine Liebe zum Menschen siegte über alle Intrigen dieser Welt.Wie würdest Du den ganz landestypischen Südtiroler »Taktsinn« im Ausland erklären?


CF: © Dieter Telfser 2005 Als 3/4 Takt mit zu wenig Punktierungen, zu vielen Pausen und Fähnchen. — Die Südtiroler sind selbstverliebt, bequem, kleinkariert, manchmal erfrischend ehrlich, manchmal eigentümlich charmant, selten überraschend.

© Dieter Telfser 2005 Männlicher Stolz in all seinen Manierismen ist für viele ein schier unergründliches Thema. Vor allem für Frauen, die teilweise gar unterbewusst einem Klischee dienen, dass sie im Grunde nicht verkochen können.Was erhitzt Dein Gemüt, wenn Du an jene aufplusternde Sicherheit denkst, die im Grunde eingekärkerter Selbstschutz ist?


CF: © Dieter Telfser 2005 Das regt mich nicht mehr auf. Es hat mich beruhigt, zu sehen, dass die größten Gockel doch arme Seelen sind, die immer irgendwo anstehen. Ich bin gerne Frau, und ich weiß damit und mit den Männern umzugehen.
© Christa Flora 2006 mit Ihrem Mann Bernd — geb. 1967 in Schlanders (I) / Flora & Partner. Büro für Kommunikation und Gestaltung. Bozen. — <b>Von wem ich was gelernt habe:</b> Klassische Gitarre bei Fräulein Peer, Ballett in der Tanzschule Torggler, wie man sich benimmt von Oma und Mami, Theater bei Peter Mitterrutzner, zeichnen von meinem Vater und bei Armin Mangélé (österrreichischer Maler), kochen und stricken von meiner Mam, bissl Kunstgeschichte und Archäologie an der Innsbrucker Uni, betriebswirtschaftliches Management in Italien, Konzeption und Kommunikationstechnik am Managementinstitut Hernstein in Wien, schreiben von Johannes Zumwinkel und Stefan Tschenett, bergsteigen von Theo, snowboarden von Bernd, mehr über mich nachzudenken von Dieter. Danke. — <b>Wo ich gearbeitet habe:</b> Pizzeria Ortler (I), Village Roccamare (Toskana), Au Pair bei Madame Vassen (F), Tower Wood Education Centre (GB),  Raffael Group (D), Galerie Diermair (D),  Athesia Verlag (I), Sell Well Werbeagentur (I), seit 7 Jahren Agentur Flora & Partner (I). — <b>Für wen ich heute arbeite:</b> Unternehmen, Banken, Landesämter, Künstler, Missionare, Waldorfschulen, Frauenbewegungen,Freunde, junge Modedesigner, Sportler, Studenten. — <b>Was ich mag:</b> Prosecco, kochen, draußen sitzen, essen, singen, schwimmen, Freunde, Humor, Kinder, Musik, Einsamkeit.
© Dieter Telfser 2005 Offenheit ist kein geschütztes Warenzeichen, sondern gelebte Realität. Du bist da ein hinreißendes Beispiel von echter und nativ ehrlicher Vinschgauer Freiheitskultur. Ich vermute es liegt an Deinem Temperament, aber auch an einer sehr authentischen Lebensführung, aus der Du nie ein Geheimnis gemacht hast. — War es denn von Vorteil aus »Wenig« immer »Mehr« machen zu können?


CF: © Dieter Telfser 2005 Ich bin. — Und ich bin meistens dort, wo ich mich gerade befinde. Und das, was mich dort umgibt, fordert mich schnell heraus. Ich bin, zum Leidwesen meiner Mitmenschen, davon besessen, Dinge zu verbessern.

© Dieter Telfser 2005 Du bist eine politisch sehr verantwortungsbewusste Seele. Obwohl Du aus der darstellenden Zunft kommst, manifestiert sich ein äußerst nüchterner Kern, der sich inhaltlich nie vor treffenden Aussagen gedrückt hat. Wie siehst Du die eigentlich abgelutschten Kanten des heutigen politischen Gewerbes, die sich im Grunde in den Medien, aber nicht mehr real abspielen?Was würdest Du dem derzeitigen »Rechtszyklus« entgegensetzen, um wirklich weiterführenden Dialog zu initiieren?


CF: © Dieter Telfser 2005 Politik ist Unterhaltungsbranche. Und Politiker sind Teil einer Inszenierung, wo es für starke Charaktere keine Rollen gibt. Sie betreiben eine opportunistische, populistische Politik, die Massen bedienen und beruhigen soll. Statt Lösungen werden Schlagworte serviert. Das ist verantwortungslos.Was ich dem Rechtszyklus entgegensetzte?Mehr Erziehung und Bildung. Mehr Freiraum und Beistand, um Kinder liebevoll und bewusst erziehen zu dürfen.

© Dieter Telfser 2005 Südtirol und seine Auseinandersetzung mit Design wirkt auf mich manchmal wie Vellauer Weichkäse: frisch, cremig, fein und säuerlich im Geschmack, aber ohne Rinde. Der Drang visuelles Machtgut zu importieren liegt, meiner Meinung nach, an der Unsicherheit eine bestehende Identität nicht ausreichend wert zu schätzen. Obwohl guter Mist, egal welcher Art, immer guter Dünger bleibt, gibt es kaum Fortschritte in der Vergabe großer Aufträge im Land.Was wäre Dein Rat an die Entscheidungsträger?


CF: © Dieter Telfser 2005 Gefühle wirken nachhaltiger, wenn in der Auseinandersetzung mit einer Sache, ob es nun Design, Theater oder ein Buch ist, erst mal ein Widerstand zu überwinden ist. Entscheidungsträger tendieren oft dazu, den direkten Draht zu wählen, um ihre Botschaften anzubringen. Sie verlassen sich auf vorgekochte Rezepte und zeigen wenig Mut. Sie unterstellen ihrer Zielgruppe Beschränktheit und beschränken sich dabei selbst. Sie zweifeln ernsthaft daran, dass es da draußen Menschen gibt, die intelligent sind, Zeitungen lesen und eine E-Mail-Adressen haben.

Dieser Pessimismus tut weh. Und so produzieren sie ihre grauen Mäuse, die keinen aufregen, aber auch keinen anregen, die nichts voraussetzen und nichts bewegen. Dabei fühlen sich dann alle prima, weil ja alles so bleibt, wie es ist. Und zudem bestätigt sich auf diesem Wege immer wieder ihr Verdacht, dass das Geld für Werbung und Design sowieso sinnlos verbraten ist.

Die heutigen Entscheidungsträger in Südtirol müssen ihre Erkenntnisse selbst finden. Ich bin keine Missionarin. Lieber töpfere ich irgendwann am Ende der Welt Blumenvasen, als dass ich versuche, Menschen etwas aufzudrängen, was sie nicht fühlen.

© Dieter Telfser 2005 Als Mutter einer bezaubernden Tochter gibst Du Dich gerade selbst eine Generation weiter. In Deinen kurzen Umschreibungen siehst Du Deine Tochter fast wie ein lang ersehntes Geschenk. Sie, aber nicht nur sie, hat Dein Leben verändert. — Was waren ihre wichtigsten Impulse an Dich und was möchtest Du ihr, vielleicht aber nicht nur ihr, unbedingt mit auf den Weg mitgeben?


CF: © Dieter Telfser 2005 Bevor Eva da war, habe ich viele Dinge im Bewusstsein, dass gleich eine Katastrophe ausbrechen könnte, einfach trotzdem getan. Diese Risikobereitschaft ist abgeflaut. Die Liebe zu meiner Tochter hat aus mir einen verantwortungsbewussteren Menschen gemacht. Mitgeben werde ich ihr das, was ich vorlebe. Und sonst möchte ich sie so lassen, wie sie ist. Möglichst viel von ihrer entwaffnenden Direktheit, hinreißenden Spontaneität und Sinnlichkeit bewahren zu dürfen, das wäre doch was sehr wertvolles.

Vielen Dank für das Gespräch. © Dieter Telfser 2005 Ich danke Dir. Dafür, dass ich durch Deine Fragen ein Stück weiter gekommen bin.
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© Dieter Telfser 2006 für Christa Flora

Christa Flora geb. 1967 in Schlanders (I) / Flora & Partner. Büro für Kommunikation und Gestaltung. Bozen.Von wem ich was gelernt habe: Klassische Gitarre bei Fräulein Peer, Ballett in der Tanzschule Torggler, wie man sich benimmt von Oma und Mami, Theater bei Peter Mitterrutzner, zeichnen von meinem Vater und bei Armin Mangélé (österrreichischer Maler), kochen und stricken von meiner Mam, bissl Kunstgeschichte und Archäologie an der Innsbrucker Uni, betriebswirtschaftliches Management in Italien, Konzeption und Kommunikationstechnik am Managementinstitut Hernstein in Wien, schreiben von Johannes Zumwinkel und Stefan Tschenett, bergsteigen von Theo, snowboarden von Bernd, mehr über mich nachzudenken von Dieter. Danke. Wo ich gearbeitet habe: Pizzeria Ortler (I), Village Roccamare (Toskana), Au Pair bei Madame Vassen (F), Tower Wood Education Centre (GB), Raffael Group (D), Galerie Diermair (D), Athesia Verlag (I), Sell Well Werbeagentur (I), seit 7 Jahren Agentur Flora & Partner (I). — Für wen ich heute arbeite: Unternehmen, Banken, Landesämter, Künstler, Missionare, Waldorfschulen, Frauenbewegungen, Freunde, junge Modedesigner, Sportler, Studenten. — Was ich mag: Prosecco, kochen, draußen sitzen, essen, singen, schwimmen, Freunde, Humor, Kinder, Musik, Einsamkeit.

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