Reteid Resflet*24 Open Sources 7.3 |
Sunday, 18. July 2004
Lichtschreiberei als Machtinstrument, digitale Technik zu beherrschen. OpenType, Neutrums und die ganz alltägliche Befreiung der Form durch den bezahlten Inhalt. Wie man praktische Spuren von Wörtern über haptische visuelle Bilder zum Wiedererziehen der Sinne im Menschen zu benutzen versucht.
dieter
12:08h
Das Genus bzw. Neutrum als Hauptprädikat dieser Dekade kommt aus dem Lateinischen und vermittelt uns neben der biologischen Desorientierung über die Ungeschlechtlichkeit bzw. Entkörperlichung und Vergeistigung der humanen Spezies eine Klassifizierungsbezeichnung. Man gehört zu einer bestimmten Klasse von Menschen, die sich genetisch gleich verhalten wollen und sich gegenseitig suchen, oder nicht! Spätestens seit die Genforschung bei plastischen Eingriffen zuliefert, wissen wir, dass dualistische Konzepte Hand in Hand mit der Synthese selbst gehen. Das mag kryptisch klingen, beweist jedoch nichts anderes, als dass sich das menschliche »Being« selbst schon seit geraumer Zeit von sich zu langweilen scheint. Dies trotz dass uns schon längst viel pragmatischere, ja gar politische Probleme überholt haben. Das Kräftemessen von bipolaren Mechanismen, die gar noch religiösen bzw. esoterischen Bezug bekommen, liefern die Entspannungsvorgaben für unsere Freizeit und gleichzeitig Stati mentii für die Weiterentwicklung in unseren Kernels. Ich beobachte eine starke Zunahme von Menschen, die sich von sich wegarbeiten und dabei einfach sich und den Familienherd miternähren. Das Gedankengut, d.h. die bildhaften Vorstellungsmodelle, kreuzen momentan gespeicherte Familienbilder mit der aktuellen Geborgenheit in der Unternehmensgruppe im Allgemeinen und deren Zielvorstellungen. Der Sport als erzüchtigendes Modell für Wachheit beim Wühlen bekommt aber immer weniger physischen Bezug, da die meisten lieber Modelle studieren, wie sie sich am Besten von ihrem gewaltigen Druck entledigen können. Meistens hat man das Gefühl, dass eh alle mehr geben wollen, als sie haben, aber niemand weiß wohin mit dem ganzen Strang an Volumen, denn bei soviel unsortierten und gestauten Ideen kommt kaum Ansporn zu Mut und Tatkraft selbst. Viel lieber importieren wir Rückenmarksubstanzen als Zellverjüngerer, damit wir besser ausschauen und ankommen, als dass wir die Kräfte selbst einfach mischen. Ein Haar im Auge ist mir vor allem das preklerikale Erfolgsmodell von Zielvorgaben im typischen »step by step« Modell bzw. die Perlschattierung in der Zahnformgebung. Wenn die Kraft des Menschen selbst zum Tun führen würde, frage ich mich, warum wir so viel Visuelles dazwischen brauchen. Haben wir uns von den Möglichkeiten des 64-Bit-Gebärens so verwischen lassen, dass wir die Disziplin gar selbst nachschlagen müssen? Könnte es sein, dass die Verantwortung in Schrift und Bild nur mehr Schönung von Unternehmern in deren Zelebriervorgang selbst geworden ist? Verwechseln wir Zeilendurchschuss nicht deshalb mit typografischem Recht, weil uns die Kunden ausgehen? Warum sollten Unternehmen drei Prozent ihres Umsatzes tatsächlich in Werbung und Kommunikation umbuchen bzw. gar Stiftungen gründen? Wer informiert denn hier eigentlich noch wen? Schauen wir Gestalter nicht selbst nur mehr Bildchen im surrealen Bild der Natur und im intimen Kern, um von den Mitlebenden nicht gestört zu werden? Warum so viel Umwege, wenn es die Aufgabe der Gestaltung selbst ist, die Sinne so zu reizen bzw. zu entwickeln, dass damit wiederum Sinne erzeugt werden können? Während Text und Bild entsteht, thematisiert der Autor sein eigenes Schaffen, indem er durch die Verwandlung von Gedanken und Geschichten in Schrift und/oder Bild dem Sinn seines Schaffens auf den Grunde geht. Ob voller Selbstzweifel oder ironisch, scheinbar fällt es seit dem 20. Jahrhundert immer schwerer, einfach und ohne Selbst-Kommentare zu gestalten. Und dennoch wird publiziert und geschrotet zu gleichen Teilen, vielleicht etwas befangen, aber meistens am Puls der Zeit. Eine neuronale Anpassung von Wissensmedien bedeutet aber die Anpassung der Techniken selbst an das menschliche neuronale Umfeld wie etwa Faktoren der Verarbeitungs- und Gedächtniskapazität des Gehirns. Dazu fällt mir nur ein, dass es noch eine ganze Menge für jene Ingenieure zu tun gibt, die Interfaces dem menschlichen Gebären zuschnitzen wollen. Ich empfinde das meiste noch viel zu weit vom Menschen selbst entfernt und äußere mich längst schon ungezügelt zu diesem Thema. Eine wesentliche Aufgabe ist die mediale Einpassung von Computern als serielle Maschinen an das Gehirn als massiv paralleler »Prozessor«. Sprache und Schrift sind serielle Techniken, deren Bandbreite sehr begrenzt sind. Bilderfassung erlaubt uns, eine wesentlich umfassendere Kapazität des menschlichen »Systems« zu nutzen. Zur humanistischen Verarbeitung muss aber eine Transformation des Bildes in seiner seriellen Gewichtung möglich sein. Wir sind trotz Adobe Photoshop und getunten Quellcodes immer noch weit entfernt von aktueller und zeitgemäßer visueller Kultur ohne suggestiv kommerzielle Absicht, die manipulieren will. Die Politik bzw. deren teure Werbereisen sind ein gefinkeltes Gebiet in der Gestaltung, denn das meiste Gesetzte lässt sich inhaltlich gar nicht belegen. So habe ich auch ständig das Gefühl, dass jene Headrooms nur deshalb zu ihren Heads kommen, weil sie sich selbst deren Budgets hierfür abstellen. Es gibt vier Fälle, in denen die Politik in die Verwendung der Schrift eingegriffen hat: Atatürk hat die arabischen Zeichen durch lateinische (wie heute Türkisch geschrieben wird) ersetzen lassen; Hitler hat 1933 zunächst an Stelle der Antiqua die gebrochenen Schriften und die deutsche Handschrift angeordnet und dann 1941 genau das Gegenteil: Da waren die Zeichen der Schwabacher plötzlich Judenlettern und die Antiqua die (deutsche) Altschrift; Mao Tse Tung hat die chinesischen Zeichen vereinfachen lassen – mit pin yin, Chinesisch mit lateinischen Buchstaben - allerdings konnte er sich nicht durchsetzen. Das gibt es nur für Ausländer auf Schildern. Auf Taiwan dagegen werden die alten Zeichen weiter verwendet. Was hätten jene Junx wohl mit PostScript angestellt? Erfreulich, dass durch die Streuung von Qualität und Verantwortung im Einsatz von Machtmitteln tatsächlich niemand mehr wirklich an deren Macht zu kommen scheint. Es wirkt auf mich so, als würde das Pluralisieren von Inhalten in seinen ursprünglichen Netzwerkgedanken endlich zu einer Form von Demokratie führen, die allen und niemandem zu gleichen Teilen nützt. Wir benutzen also nicht mehr unser System (über welches wir so viel Bericht erstattet bekommen), als vielmehr jenes der Systementwickler selbst. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob das jene Herren am Knopf wissen. Daher hier mal die Anfänge jener ganz besonderen demokratischen Verschiebung, die wir heute ach so vehement rechtskorrigieren glauben zu müssen. Open Type als Verbindung für die neue Volksschriften-Technologie und Koentwicklung von Adobe Systems und Microsoft selbst wird es uns allen bringen, denn jener Verbreitungsstandard muss einfach Ordnung und Sinn in das Qualitätsverständnis von allen Gestaltern – und zwar von der »Userina«, bis zum Brandingenieur – bringen. Dies zumindest laut Wunsch von deren Vertrieb und gar nicht so sehr in der Entscheidungsmacht jener, die einfach nur Schrift setzen wollen bzw. müssen. Zum Thema OpenType muss ich ja unbedingt die Stenografie einstricken, denn so manches prästrukturale Papier wäre auf Notizblock wohl besser aufgehoben, abgelegt und auch für die Nachwelt dokumentiert. Bedauerlich, dass die meisten Effizienzen nur mehr digital erledigt geglaubt werden können. So schnell wie Stenografen schaffen es Digitazzler trotz geglaubter Archivvorteile 2004 sogar mit Sprachsteuerung nicht. Aber wie generieren wir gute Schrift und wer entscheidet mit den dazu notwendigen Bildern darüber? Das totale Experiment war schon sehr früh ein erstrebenswerter Zustand für die ersten Schreiber des Lichts, denn letztendlich erzählt uns die Fotografie nichts anderes als unser aller virtuelle Geschichte. Die dualistisch angelegten Zünfte der Typografie und Fotografie sind in der Natur als Mimosen zu finden. Die Mimose reagiert auf die verschiedensten Reize ihrer Umwelt, schon bevor man sie berührt bzw. die gewünschte Aufmerksamkeit schenkt. Als bekennender Missachter der digitalen Bildevolution, halte ich das Schreiben mit Licht genauso wie das Brennen auf Film über geformte Punzen für einen sich ständig dem kommerziellen Zweck unterordnenden und damit degenierenden Zweig unserer visuellen Kultur. Da gibt es Gratis-Download-Schriften und MMS-Bilder zum Luftkaufen, ohne dass jene Pixel je ein Silberteilchen gesehen hätten. Da dies ja keinen konkreten Bezug zur menschlichen Seele haben kann, als vielmehr nur ein neuronaler Beschleuniger beim Wahrnehmen unserer Umgebung ist, sollten wir (mich eingeschlossen) weniger, dafür aber nachgreif- und fühlbarere Materie zur Ansicht schenken. Auch die Blueboxen im bewegten Schreiben sind letztendlich nur ein Abschreibungsposten jener Kostenschreiber, die sie den Schaffenden, auf deren Zeit begrenzt, zur Verfügung stellen. Die Macht bzw. die Zwischenverbindlichkeit zur menschlichen Ohnmacht, sollte eine mindestens gleich vitale Qualität bekommen, wie jene, die wir als Kraft dazu benötigen, die Instrumente hierfür zu entwerfen. Es scheint fünf Ebenen für das Wissen beim Wahrnehmen zu geben. /% story.backlinks %> |
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